Lauert
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Sie wollen wirklich nicht daran glauben, dass der M"order einer von ihnen sein k"onnte, dachte Riley.
Stattdessen wollten sie glauben, dass der M"order irgendein Aussenseiter war, irgendjemand, der solche Menschen wie sie hasste –– irgendjemand aus der Welt, aus der Riley und Crivaro kamen.
Es machte Riley traurig, dass es gut m"oglich war, dass sie sich irrten.
W"ahrend Riley "uber all das nachdachte, stellte Crivaro dem Paar weitere Fragen.
„Hatte Kimberly einen Freund?“, fragte Crivaro.
Die Eltern zuckten leicht zusammen.
„Nein“, sagte Phil.
„Bestimmt nicht“, f"ugte Claudia hinzu.
Riley und Crivaro tauschten fl"uchtig "uberraschte Blicke aus. Das Paar klang beinahe so, als h"atten sie die Frage beleidigend gefunden.
Dann sagte Crivaro: „Und eine beste Freundin? Ein anderes M"adchen, meine ich.“
Claudia sagte: „Das w"are Goldie Dowling.“
„K"onnten Sie mir sagen, wie wir sie erreichen?“, fragte Crivaro.
Sheriff Quayle sagte zu Crivaro: „Das kann ich f"ur Sie "ubernehmen.“
Crivaro nickte und sagte dem Paar, dass er erstmal keine weiteren Fragen hatte. Er bat sie, das B"uro des Sheriffs zu kontaktieren, falls ihnen irgendetwas einfallen sollte, was wichtig sein k"onnte.
Claudia trat einen Schritt vom Denkmal zur"uck und nickte, zufrieden mit dem Anblick.
Sie sagte: „Die Leute werden bald Blumen und so etwas hierherbringen, um es zu verzieren. Es wird sehr h"ubsch aussehen. Aber ich hoffe, die Leute haben einen gesunden Menschenverstand und bringen keine echten Blumen. Die w"urden bei diesem Wetter schnell verwelken.“
Dann verzog sie die Miene und f"ugte hinzu: „Alles Lebendige w"urde verwelken, wenn man es hier lassen w"urde.“
Riley konnte eine ganze Welt kalter Verbitterung in diesen schillernden Worten heraush"oren. Als die Dents sich abwendeten und zu ihrem Auto gingen, bemerkte Riley zwei Dinge. Phil und Claudia hatten einander keinerlei physische W"arme oder Trost gespendet. Sie hatten sich nicht einmal an den H"anden gehalten.
Ausserdem hatte keiner der beiden geweint.
Riley fragte sich, ob das ungew"ohnlich war, besonders f"ur die Frau. Dann erinnerte sie sich an ihre eigenen Reaktionen, nachdem sie Heidi Wright get"otet hatte –– die Taubheit, die stundenlang an ihr gehaftet hatte, bis sie endlich alleine in ihrer Wohnung weinen konnte.
Vielleicht hat sie bereits sehr viel geweint, dachte Riley. Oder vielleicht hat ihre Trauer noch nicht richtig eingesetzt.
Als das Paar davonfuhr, sagte Sheriff Quayle zu Riley und Crivaro: „Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wo die Leiche gefunden wurde.“
Sie begannen sich vom Strassenrand zu entfernen und gingen auf die etwas abseits wachsenden B"aume und Gestr"upp zu.
Crivaro fragte: „Haben Sie irgendeine Ahnung, was f"ur ein Fahrzeug der M"order benutzt hat?“
„Nein, und ich weiss nicht, wie wir es herausfinden k"onnten“, sagte Quayle und zeigte auf den Boden. „Der Seitenstreifen hier ist mit einer dicken Schotterschicht bedeckt und es liegt kaum noch Schnee. Ein Fahrzeug w"urde hier keinerlei nennenswerte Reifenabdr"ucke hinterlassen.“
Crivaro schnaubte. Er blieb stehen und ging in die Hocke.
Riley begriff, was er sah. Herabgefallene Bl"atter formten einen verr"aterischen Haufen an einer Stelle, wo der Schotter endete.
Crivaro fegte die Bl"atter weg und sagte zu Quayle: „Schauen Sie mal.“
Wie erwartet, sah Riley eine teilweise verwischten Reifenspur im Dreck, wo der Schotter endete.
„Irgendwer hat hier geparkt“, sagte Crivaro und fuhr die Spur mit dem Finger nach. „Er war schlau genug die Spur zu verwischen, sodass wir keine solide forensische Analyse machen k"onnen. Aber der Grund war noch zu kalt und er war in Eile. Er hat sogar ein paar Bl"atter dr"uber gesch"uttet, um das, was von der Spur "ubrig geblieben ist, zu verbergen. Sein Fahrzeug war schwer genug, um Spuren zu hinterlassen. Sie sind jedoch nicht klar genug, um bestimmen zu k"onnen um welche Fahrzeugart es sich handelt.“
Crivaro erhob sich wieder und die drei warteten einen kurzen Weg hin"uber zum verlassenen Gestr"upp am Rande des Seitenstreifens.
Quayle zeigte auf den Boden und sagte: „Wie sie sehen k"onnen, gibt es um diese Jahreszeit nicht viel Blattwerk und sie trug einen roten Parka. Sie war also ziemlich gut von der Strasse aus zu sehen. Ein Fahrer entdeckte sie heute morgen und rief uns an.“
„Wann wurde die Leiche abtransportiert?“, fragte Crivaro.
„Um die Mittagszeit“, sagte Quayle. „Der Gerichtsmediziner wollte sie nicht l"anger als n"otig dem Unwetter "uberlassen.“
Riley konnte sehen, wo die Bl"atter angedr"uckt waren, weil dort die Leiche gelegen hatte. Crivaro b"uckte sich hinab, um einen genaueren Blick auf die Stelle zu werfen.
Crivaro ber"uhrte den Boden und sagte: „Kimberly wurde nicht direkt hier umgebracht.“
Quayle schaute "uberrascht.
„Das hat der Gerichtsmediziner auch gesagt, ausgehend vom vermuteten Todeszeitpunkt“, sagte Quayle. „Aber woher wussten Sie es?“
Riley konnte genau sehen, was Crivaro meinte. Sie wusste, was er sagen w"urde, als er begann zu gestikulieren und es Quayle zu erkl"aren.
„Es gibt keine Kampfspuren. Die einzigen Auff"alligkeiten sind das heruntergetrampelte Gestr"upp, durch das der M"order die Leiche getragen hatte und diese Mulde, wo der K"orper gelegen hatte. Es sieht so aus, als w"are sie ziemlich vorsichtig hier abgelegt und nicht einfach gedankenlos abgeworfen worden. Was hat ihr Gerichtsmediziner noch feststellen k"onnen?“
„Die Todesursache ist Strangulation, irgendwann gestern“, sagte Quayle. „Er konnte den genauen Todeszeitpunkt nicht ermitteln.“
Crivaro sagte: „Ich hoffe, Sie haben gute Fotos beider Tatorte.“
Quayle nickte und sagte: „Ja, und die Tatorte sehen sich sehr "ahnlich. Der Sheriff dr"uben in Brattledale stimmt mir zu, es muss sich um denselben M"order handeln. Ich zeige Ihnen die Bilder, wenn wir auf der Wache sind.“
W"ahrend Crivaro und Quayle weitersprachen, versuchte Riley sich auf ihre Umgebung zu konzentrieren. Ihr unikales Talent war es, in die Gedanken des M"orders einzudringen, meistens an derlei Tatorten.