Lauert
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Es war eine komische F"ahigkeit und erschien selbst ihr unheimlich. Doch Crivaro hatte ihr oft versichert, dass es nichts Hellseherisches oder Mystisches daran gab. Riley hatte bloss aussergew"ohnlich gute Intuitionen und Instinkte –– genau wie Crivaro selbst.
Nat"urlich war es einfacher, wenn ein Tatort frischer war und die Leiche noch nicht abtransportiert worden war. Doch selbst hier sp"urte sie ein leichtes Kribbeln, ein unbestimmtes Gef"uhl von der Anwesenheit des M"orders.
Doch sie versp"urte keine Gef"uhle von Anfeindung oder Wut.
War das, weil der Mord selbst an einem anderen Ort stattgefunden hatte, wom"oglich mehrere Stunden bevor die Leiche hierher gebracht worden war?
Hatte der M"order den Hass auf das Opfer bereits ausgelebt?
Nein, das ist es nicht, dachte Riley sich.
Sie sp"urte, dass der M"order "uberhaupt keine Wut empfunden hatte. Schliesslich war die Leiche auf eine scheinbar sorgf"altige und vielleicht sogar respektvolle Art und Weise hier hingelegt worden.
Was ist mit Schuldgef"uhlen? fragte Riley sich.
Nein, sie konnte auch keine Schuldgef"uhle sp"uren. Und wie immer wurde ihr Bauchgef"uhl vom Anblick des Tatorts selbst untermauert. Der M"order hatte die Leiche mehr oder weniger sichtbar abgelegt, wo man sie in den fr"uhen Morgenstunden auf jeden Fall entdecken w"urde. Er hatte nicht versucht seine Tat zu verbergen. Er hatte "uberhaupt keine Schuld versp"urt.
Vielleicht f"uhlte er sich stolz?
Das konnte Riley nicht sagen. Doch sie sp"urte schon, dass er wom"oglich eine gewisse Genugtuung versp"urt hatte von dem, was er getan hatte. Als er diesen Ort verlassen hatte, hatte er das Gef"uhl gehabt, als habe er das Richtige getan, vielleicht sogar, als habe er seine Pflicht erf"ullt.
Riley schauderte, als ein anderes Gef"uhl "uber sie kam.
Er ist nicht fertig.
Er wird es erneut tun.
Ihr Tagtraum wurde von Crivaros Stimme unterbrochen.
„Komm Riley. Gehen wir.“
Sie wand sich um und sah, dass Crivaro und der Sheriff bereits aus dem Unterholz zur"uck zum Seitenstreifen staksten.
„Quayle f"ahrt uns auf die Polizeiwache des Ortes“, f"ugte Crivaro hinzu.
Riley folgte ihnen und sie alle stiegen in den Wagen des Sheriffs.
Als der Sheriff losfuhr, sah Riley sich auf das Kreuz um, dass das Paar vorhin als Andenken an ihre Tochter aufgestellt hatte. Nat"urlich hatte sie schon hunderte solcher Wegkreuze an Strassenr"andern gesehen, aber sie hatte immer angenommen, dass sie im Gedenken an Autounfallopfer aufgestellt worden waren.
Es erschien Riley irgendwie merkw"urdig ein solches Wegkreuz am Ort eines gr"asslichen, grausamen und vors"atzlichen Verbrechens aufzustellen.
Keine weiteren Kreuze, dachte sie.
Das hier muss ein Ende haben.
KAPITEL SIEBEN
Es war nicht die einbrechende Dunkelheit, die Riley Unbehagen bereitete. Als Sheriff Quayle sie in das kleine St"adtchen Dalhart fuhr, schaute sie auf die reihenweise dastehenden bescheidenen H"auschen, einige von ihnen dunkel, andere von Innen hell erleuchtet. Die H"auser waren ordentlich und die Stadt machte einen durchaus gem"utlichen und sicheren Eindruck.
Riley dachte an etwas, das Claudia Dent "uber den M"order gesagt hatte.
„Niemand von hier. Jemand von irgendwo anders.“
Riley wusste nicht, ob sie darauf hoffen sollte, dass die Frau recht hatte, oder eher darauf, dass sie unrecht behielt. Was Riley, Crivaro und die Polizei anging, so war das Einzige, was z"ahlte, dass der M"order so bald wie m"oglich geschnappt werden w"urde.
Doch galt das auch f"ur die Dents und all die anderen Menschen, die in diesem verschlafenen Ort lebten? Was, wenn der M"order sich als einer von ihnen herausstellte –– vielleicht sogar ein vertrauensvoller Freund, Nachbar und B"urger? W"urde das St"adtchen sich von dem nagenden Horror eines solchen Schocks jemals erholen k"onnen?
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