Сказки = M?rchen
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Endlich brach der Tag an. Aber mit dem ersten Anblick der Morgenr"ote fate der Wind das Boot, in welchem wir saen, und st"urzte es um. Ich habe keinen meiner Schiffsleute mehr gesehen. Der Sturz hatte mich bet"aubt, und als ich aufwachte, befand ich mich in den Armen meines alten treuen Dieners, der sich auf das umgeschlagene Boot gerettet und mich nachgezogen hatte.
Der Sturm hatte sich gelegt. Von unserem Schiff war nichts mehr zu sehen, wohl aber entdeckten wir nicht weit von uns ein anderes Schiff, auf das die Wellen uns hintrieben. Als wir n"aher hinzukamen, erkannte ich das Schiff als dasselbe, das in der Nacht an uns vorbeifuhr und welches den Kapit"an so sehr in Schrecken gesetzt hatte. Ich empfand ein sonderbares Grauen vor diesem Schiffe. Die "Auerung des Kapit"ans, die sich so furchtbar best"atigt hatte, das "ode Aussehen des Schiffes, auf dem sich, so nahe wir auch herankamen, so laut wir schrien, niemand zeigte, erschreckten mich. Doch es war unser einziges Rettungsmittel. Darum priesen wir den Propheten, der uns so wundervoll erhalten hatte.
Am Vorderteil des Schiffes hing ein langes Tau herab. Mit H"anden und F"uen ruderten wir darauf zu, um es zu erfassen. Endlich gl"uckte es. Noch einmal erhob ich meine Stimme, aber immer blieb es still auf dem Schiff. Da klimmten wir an dem Tau hinauf, ich als der J"ungste voran. Aber Entsetzen! Welches Schauspiel stellte sich meinem Auge dar, als ich das Verdeck betrat! Der Boden war mit Blut ger"otet, zwanzig bis dreiig Leichname in t"urkischen Kleidern lagen auf dem Boden, am mittleren Mastbaum stand ein Mann, reich gekleidet, den S"abel in der Hand, aber das Gesicht war bla und verzerrt, durch die Stirn ging ein groer Nagel, der ihn an den Mastbaum heftete, auch er war tot.
Schrecken fesselte meine Schritte, ich wagte kaum zu atmen. Endlich war auch mein Begleiter heraufgekommen. Auch ihn "uberraschte der Anblick des Verdecks, das gar nichts Lebendiges, sondern nur so viele schreckliche Tote zeigte. Wir wagten es endlich, nachdem wir in der Seelenangst zum Propheten gefleht hatten, weiter vorzuschreiten. Bei jedem Schritte sahen wir uns um, ob nicht etwas Neues, noch Schrecklicheres sich darbiete. Aber alles blieb, wie es war, weit und breit nichts Lebendiges, als wir und das Weltmeer. Nicht einmal laut zu sprechen wagten wir, aus Furcht, der tote, am Mast angespiete Kapitano, m"ochte seine starren Augen nach uns hindrehen, oder einer der Get"oteten m"ochte seinen Kopf umwenden.
Endlich waren wir bis an eine Treppe gekommen, die in den Schiffsraum f"uhrte. Unwillk"urlich machten wir dort halt und sahen einander an, denn keiner wagte es recht, seine Gedanken zu "auern.
«Oh Herr», sprach mein treuer Diener,
Ich dachte wie er. Wir faten uns ein Herz und stiegen voll Erwartung hinunter. Totenstille war aber auch hier, und nur unsere Schritte hallten auf der Treppe. Wir standen an der T"ure der Kaj"ute. Ich legte mein Ohr an die T"ure und lauschte, es war nichts zu h"oren. Ich machte auf. Das Gemach bot einen unordentlichen Anblick dar. Kleider, Waffen und andere Ger"ate lagen untereinander. Nichts in Ordnung. Die Mannschaft, oder wenigstens der Kapitano, mute vor kurzem gezecht haben, denn es lag alles noch umher. Wir gingen weiter von Raum zu Raum, von Gemach zu Gemach, "uberall fanden wir herrliche Vorr"ate in Seide, Perlen, Zucker usw. Ich war vor Freude "uber diesen Anblick auer mir, denn da niemand auf dem Schiff war, glaubte ich, alles mir zueignen zu d"urfen. Ibrahim aber machte mich aufmerksam darauf, da wir wahrscheinlich noch sehr weit vom Lande entfernt seien, wohin wir allein und ohne menschliche Hilfe nicht kommen k"onnten.
Wir labten uns an den Speisen und Getr"anken, die wir in reichem Ma vorfanden, und stiegen endlich wieder aufs Verdeck. Aber hier schauderte uns immer die Haut bei dem schrecklichen Anblick der Leichen. Wir beschlossen, uns davon zu befreien, und sie "uber Bord zu werfen, aber wie schauerlich war uns zumutе, als wir fanden, da sich keiner aus seiner Lage bewegen lie. Wie festgebannt lagen sie am Boden, und man h"atte den Boden des Verdecks ausheben m"ussen, um sie zu entfernen, und dazu gebrach es uns an Werkzeugen. Auch der Kapitano lie sich nicht von seinem Mast losmachen. Nicht einmal seinen S"abel konnten wir der starren Hand entwinden.
Wir brachten den Tag in trauriger Betrachtung unserer Lage zu, und als es Nacht zu werden anfing, erlaubte ich dem alten Ibrahim, sich schlafen zu legen. Ich selbst aber wollte auf dem Verdeck wachen, um nach Rettung auszusp"ahen. Als aber der Mond heraufkam, und ich nach den Gestirnen berechnete, da es wohl um die elfte Stunde sei, "uberfiel mich ein so unwiderstehlicher Schlaf, da ich unwillk"urlich hinter ein Fa, das auf dem Verdeck stand, zur"uckfiel. Doch war es mehr Bet"aubung als Schlaf, denn ich h"orte deutlich die See an der Seite des Schiffes anschlagen, und die Segel vom Winde knarren und pfeifen. Auf einmal glaubte ich Stimmen und M"annertritte auf dem Verdeck zu h"oren . Ich wollte mich aufrichten, um danach zu schauen. Aber eine unsichtbare Gewalt hielt meine Glieder gefesselt, nicht einmal die Augen konnte ich aufschlagen. Aber immer deutlicher wurden die Stimmen, es war mir, als wenn ein fr"ohliches Schiffsvolk auf dem Verdeck sich umhertriebe. Mitunter glaubte ich, die kr"aftige Stimme eines Befehlenden zu h"oren, auch h"orte ich Taue und Segel deutlich auf- und abziehen. Nach und nach aber schwanden mir die Sinne, ich verfiel in einen tiefen Schlaf, in dem ich nur noch ein Ger"ausch von Waffen zu h"oren glaubte, und erwachte erst, als die Sonne schon hoch stand und mir aufs Gesicht brannte.
Verwundert schaute ich mich um. Sturm, Schiff, die Toten und was ich in dieser Nacht geh"ort hatte, kam mir wie ein Traum vor, aber als ich aufblickte, fand ich alles wie gestern. Unbeweglich lagen die Toten, unbeweglich war der Kapitano an den Mastbaum geheftet. Ich lachte "uber meinen Traum und stand auf, um meinen Alten zu suchen.
Dieser sa ganz nachdenklich in der Kaj"ute.
«Oh Herr!», rief er aus, als ich zu ihm hineintrat,
«ich wollte lieber im tiefsten Grund des Meeres liegen, als in diesem verhexten Schiff noch eine Nacht zubringen».Ich fragte ihn nach der Ursache seines Kummers, und er antwortete mir:
«Als ich einige Stunden geschlafen hatte, wachte ich auf und vernahm, wie man "uber meinem Haupt hin und her lief. Ich dachte zuerst, Ihr w"aret es, aber es waren wenigstens zwanzig, die oben umherliefen, auch h"orte ich rufen und schreien. Endlich kamen schwere Tritte die Treppe herab. Da wute ich nichts mehr von mir, nur hier und da kehrte auf einige Augenblicke meine Besinnung zur"uck, und da sah ich dann denselben Mann, der oben am Mast angenagelt ist, an jenem Tisch dort sitzen, singend und trinkend, aber der, der in einem roten Scharlachkleid nicht weit von ihm am Boden liegt, sa neben ihm und half ihm trinken».
So erzh"alte mir mein alter Diener.
Ihr k"onnt mir es glauben, meine Freunde, da mir gar nicht wohl zumute war, denn es war keine T"auschung, ich hatte ja auch die Toten gar wohl geh"ort. In solcher Gesellschaft zu schiffen, war mir greulich. Mein Ibrahim aber versank wieder in tiefes Nachdenken.
«Jetzt hab’ ich’s!», rief er endlich aus.
Еs fiel ihm n"amlich ein Spr"uchlein ein, das ihn sein Grovater, ein erfahrener, weitgereister Mann, gelehrt hatte und das gegen jeden Geister- und Zauberspuk helfen sollte. Аuch behauptete er, jenen unnat"urlichen Schlaf, der uns befiel, in der n"achsten Nacht verhindern zu k"onnen, wenn wir n"amlich recht eifrig Spr"uche aus dem Koran beteten.
Der Vorschlag des alten Mannes gefiel mir wohl. In banger Erwartung sahen wir die Nacht herankommen. Neben der Kaj"ute war ein kleines K"ammerchen, dorthin beschlossen wir uns zur"uckzuziehen. Wir bohrten mehrere L"ocher in die T"ure, hinl"anglich gro, um durch sie die ganze Kaj"ute zu "uberschauen, dann verschlossen wir die T"ure, so gut es ging, von innen, und Ibrahim schrieb den Namen des Propheten in alle vier Ecken. So erwarteten wir die Schrecken der Nacht. Es mochte wieder ungef"ahr elf Uhr sein, als es mich gewaltig zu schl"afern anfing. Mein Gef"ahrte riet mir daher, einige Spr"uche des Korans zu beten, was mir auch half. Mit einem Male schien es oben lebhaft zu werden. Die Taue knarrten, Schritte gingen "uber das Verdeck, und mehrere Stimmen waren deutlich zu unterscheiden. Mehrere Minuten hatten wir so in gespannter Erwartung gesessen, da h"orten wir jemand die Treppe der Kaj"ute herabkommen. Als dies der Alte h"orte, fing er an, den Spruch, den ihn sein Grovater gegen Spuk und Zauberei gelehrt hatte, herzusagen:
«Kommt ihr herab aus der Luft,Steigt ihr aus tiefem Meer,Schlieft ihr in dunkler Gruft,Stammt ihr vom Feuer her:Allah ist euer Herr und Meister,ihm sind gehorsam alle Geister».Ich mu gestehen, ich glaubte gar nicht recht an diesen Spruch, und mir stieg das Haar zu Berg, als die T"ur aufflog. Herein trat jener groe, stattliche Mann, den ich am Mastbaum angenagelt gesehen hatte. Der Nagel ging ihm auch jetzt mitten durchs Hirn, das Schwert aber hatte er in die Scheide gesteckt. Hinter ihm trat noch ein anderer herein, weniger kostbar gekleidet, auch ihn hatte ich oben liegen sehen. Der Kapitano, denn dies war er unverkennbar, hatte ein bleiches Gesicht, einen groen, schwarzen Bart, wildrollende Augen, mit denen er sich im ganzen Gemach umsah. Ich konnte ihn ganz deutlich sehen, als er an unserer T"ure vor"uberging. Er aber schien gar nicht auf die T"ure zu achten, die uns verbarg.