Bitterschokolade (Горький шоколад)
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»Hier, probier mal.«
»Aber die ist viel zu hell«, sagte Eva. »So helle Farben machen mich doch nur noch dicker.«
»Ach was. Helle Farben stehen dir sicher viel besser als das ewige Dunkelblau oder Braun.«
Eva wagte nicht zu widersprechen. Sie hoffte, Franziska wьrde hinausgehen, wьrde nicht zusehen, wie
Eva sich in die Hose quetschen musste. Aber Franziska ging nicht. Sie blieb auf dem Hocker sitzen und schaute zu.
»Die Farbe der Hose passt zu deinen Haaren«, sagte sie.
»Genierst du dich nicht mit mir?«, fragte Eva.
»Wieso?«
»Weil ich so dick bin.«
»Du spinnst«, sagte Franziska.
Der ReiЯverschluss ging zu, ein bisschen schwer, aber er ging.
»So muss es sein«, sagte Franziska. »Wenn du sie weiter nimmst, hдngt sie morgen schon wie ein Sack an dir.«
Die Farbe der Hose passte wirklich gut zu ihren Haaren. Sie war so hell wie ihre Haare am Stirnansatz. Franziska kam mit dem rosafarbenen Hemd zurьck. »Hier, zieh an.«
Dann stand Eva vor dem Spiegel, erstaunt, verblьfft, dass sie so aussehen konnte, so ganz anders als im blauen Faltenrock. Ganz anders als in den unauffдlligen Blusen. Ьberhaupt ganz anders.
»Schцn ist das«, sagte Franziska zufrieden. »Ganz toll. Die Farben sind genau richtig fьr dich.«
Dunkle Farben strecken, helle tragen auf. »Ich bin zu dick fьr so etwas. Findest du nicht, dass ich zu dick bin fьr solche Sachen?«
»Finde ich nicht«, sagte Franziska.
»Mir gefдllst du so. Und was soll's! Im dunklen Faltenrock bist du auch nicht dьnner. So bist du nun mal. Und du siehst wirklich gut aus. Schau nur!«Und Eva schaute: Sie sah ein dickes Mдdchen, mit dickem Busen, dickem Bauch und dicken Beinen. Aber sie sah wirklich nicht schlecht aus, ein bisschen auffдllig, das schon, aber nicht schlecht. Sie war dick. Aber es musste doch auch schцne Dicke geben. Und was war das ьberhaupt: schцn? Waren nur die Mдdchen schцn, die so aussahen wie die auf den Fotos einer Modezeitschrift? Worte fielen ihr ein wie langbeinig, schlank, rassig, schmal, zierlich. Sie musste lachen, als sie an die Frauen auf den Bildern alter Meister dachte, voll, ьppig, schwer. Eva lachte. Sie lachte das Mдdchen im Spiegel an. Und da geschah es.
Das Fett schmolz zwar nicht, es war ganz anders, als sie erwartet hatte, dass es sein wьrde, kein stinkender Fettbach floss in den Rinnstein, eigentlich geschah nichts Sichtbares, und trotzdem war sie plцtzlich die Eva, die sie sein wollte. Sie lachte, sie konnte nicht mehr aufhцren zu lachen, lachte in Franziskas erstauntes Gesicht hinein und sagte, wдhrend ihr das Lachen fast die Stimme nahm: »Wie ein Sommertag sehe ich aus. So sehe ich aus. Wie ein Sommertag.«