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DOKTOR: (Mit Blick in den Pass.) So, lieber Anton, endlich haben wir uns bekannt gemacht. (Tr"agt seine Daten in die Krankengeschichte ein.) Anton… Gl"ockner. Gl"ockner, das sind Sie?

ANTON: Wer denn sonst?

DOKTOR: Sind Sie sicher?

ANTON: Sie nicht?

DOKTOR: Nun, gut. Lassen Sie uns endlich zur Sache kommen. Tragen Sie Ihre Beschwerden der Reihe nach vor.

ANTON: (Entschlossen.) H"ochste Zeit. Ehrlich gesagt, ich bin mit Ihnen unzufrieden. Ich zahle Ihnen regelm"assig Unsummen Geld, aber als mich der LKW gerammt hat, haben Sie keinen Finger ger"uhrt.

DOKTOR: Erstens, Sie bezahlen mir bisher kein Geld, schon gar nicht eine Unsumme. Zweitens habe ich keine Ahnung, dass Sie ein LKW gerammt hat.

ANTON: Seltsame Vergesslichkeit Ihrerseits. Ich habe Ihnen doch dar"uber einen Brief geschickt, auf den zu antworten Sie nicht einmal Zeit fanden.

DOKTOR: Ich erinnere mich an keinen Brief.

ANTON: Das heisst, Sie leiden an Ged"achtnisverlust. Der Aufprall war sehr stark, die Folgen schwer. Sie waren einfach verpflichtet, unverz"uglich Massnahmen zu ergreifen.

DOKTOR: (Tr"agt die Daten in die Krankengeschichte ein.) Wurden Sie schwer verletzt?

ANTON: Ernsthaft besch"adigt ist die rechte Seite.

DOKTOR: (Tr"agt die Daten in die Krankengeschichte ein.) „Besch"adigt die rechte Seite…“

ANTON: Und beide Scheinwerfer zerbrochen.

DOKTOR: (Erregt.) Bei wem ist die rechte Seite besch"adigt? Bei Ihnen oder beim Fahrzeug?

ANTON: Beim Fahrzeug, nat"urlich.

DOKTOR: Und was passierte mit Ihnen? Haben Sie sich den Kopf angeschlagen?

ANTON: Warum das denn? Bei mir ist alles in Ordnung. Kein Kratzer.

DOKTOR: Und warum sollte ich dann unverz"uglich Massnahmen ergreifen?

ANTON: Und wer wird mir Schadenersatz leisten?

DOKTOR: Schadenersatz? Wof"ur? Ich hab' doch den LKW nicht gelenkt.

ANTON: Sie nicht. Aber Sie sind mein Versicherungsagent. Wann haben Sie vor, f"ur die Reparatur aufzukommen?

DOKTOR: Mein Lieber, ich bin kein Versicherungsvertreter. Ich bin Privatarzt. Doktor. Verstehen Sie? Doktor.

ANTON: (Best"urzt.) Doktor?

DOKTOR: Doktor, Doktor. (Redet sanft und geduldig auf ihn ein.) Sie sind zu einem Doktor gekommen. Zum Doktor und nicht zu einem Versicherungsagenten.

ANTON: Ja, richtig… Das hab' ich v"ollig vergessen. Entschuldigen Sie.

DOKTOR: Ich sehe, Ihre Krankheit ist "ausserst ernst. "Ausserst.

ANTON: Aber sie ist heilbar?

DOKTOR: Wie soll ich Ihnen sagen… Sie haben Gl"uck, dass Sie ausgerechnet zu mir kamen. Ein anderer Arzt h"atte Sie nie und nimmer behandelt.

ANTON: Ja, das haben Sie schon gesagt.

DOKTOR: Das heisst, Sie erinnern sich daran?

ANTON: Nat"urlich.

DOKTOR: Das ist gut. Aber erinnern Sie sich "uberhaupt an irgendetwas?

ANTON: Ich erinnere mich an alles. Kindheit, Schule, Universit"at, Arbeit. Aber ich kann vollst"andig vergessen, was mit mir vor einer Woche oder Stunde passiert ist. Und dann pl"otzlich erinnere ich mich. Und vergesse wieder. Das ist furchtbar.

DOKTOR: Macht nichts, alles ist korrigierbar.

ANTON: Wie heisst meine Krankheit?

DOKTOR: Eine Form von Sklerose. Vorerst schwer zu sagen, welche genau. Es gibt viele. Wie f"uhlen Sie sich k"orperlich?

ANTON: Gut.

DOKTOR: (Tr"agt die Daten in die Krankengeschichte ein.) Wie verh"alt man sich Ihnen gegen"uber bei der Arbeit?

ANTON: Gut.

DOKTOR: Und wie verh"alt sich Ihre Frau zu Ihnen?

ANTON: Gut.

DOKTOR: Wann hatten Sie mit ihr zum letzten Mal enge Beziehungen?

ANTON: (Nach l"angerem "Uberlegen.) Ich erinnere mich nicht.

DOKTOR: (Greift sich verzweifelt an den Kopf.) Mein Lieber, ehrlich gesagt, ich hab' es mit Ihnen ein bisschen schwer. Lassen Sie uns eine kleine Pause machen.

ANTON: Weshalb?

DOKTOR: Deshalb, weil ich m"ude geworden bin. Und mein Kopf f"angt an wehzutun.

ANTON: (Teilnahmsvoll.) Eine Tablette vielleicht?

DOKTOR: (Schreit.) Nein, danke! Fressen Sie die selbst! (Reisst sich zusammen.) Entschuldigen Sie, ich bin wirklich m"ude geworden. Wo sind wir stehen geblieben?

ANTON: Dass Sie baten, eine kleine Pause zu machen.

DOKTOR: Was f"ur eine Pause? Ach, ja… Warten Sie bitte im Wartezimmer. Ich werde Sie rufen.

ANTON: (Geht zum Ausgang, bleibt dann aber stehen.) "Ubrigens, wegen den engen Beziehungen… Sagen Sie, ist meine Krankheit nicht ansteckend?

DOKTOR: Im Grunde nicht. Obwohl… (Denkt nach. Ein unangenehmer Gedanke kommt ihm in den Sinn. Sein Gesicht verfinstert sich.) Neulich wurde behauptet, dass einige Formen von Sklerose von Viren verursacht werden und ansteckend sein k"onnen.

ANTON: Das heisst, Sie wollen sagen…

DOKTOR: (Unterbricht ihn.) Warten Sie. Und gehen Sie weiter von mir weg. (Zieht hastig einen Mundschutz an und betrachtet sich besorgt im Spiegel.)

ANTON: Sie haben noch nicht auf meine Frage geantwortet.

DOKTOR: Ach, lassen Sie mich doch wenigstens f"ur f"unf Minuten in Ruhe!!

Anton geht hinaus. Der Doktor nimmt von einem Regal ein dickes medizinisches Nachschlagewerk und beginnt es fieberhaft durchzubl"attern. Nachdem er die gew"unschte Information nicht gefunden hat, wirft er es zur Seite. Er giesst sich aus einer Thermoskanne Kaffe ein und versucht, ihn zu trinken, aber der Mundschutz st"ort ihn dabei. Er nimmt ihn ab, nimmt einen kleinen Schluck aus der Tasse und beruhigt sich langsam. Er bemerkt den Zettel Antons auf dem Tisch, schaut nach und w"ahlt die Telefonnummer.

DOKTOR: Hallo? Marina? Verzeihen Sie. Hier ist wieder der Doktor. Ich will mich f"ur den vorigen Anruf entschuldigen. Ja. Und ich m"ochte noch sagen, dass Sie, obwohl Sie mich als frech bezeichneten, eine sehr angenehme Stimme haben. Keine Ursache. Das war ein Missverst"andnis. Einfach weil sich in der Tasche eines meiner Patienten ein Zettel mit Ihrem Namen und der Telefonnummer befand, und er behauptete, dass Sie seine Frau seien. Anton Gl"ockner. Was!? Sie sind wirklich seine Frau? Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie keinen Mann haben! Verzeihen Sie, ich wollte Sie keinesfalls beleidigen. Einer Frau zu sagen, dass sie keinen Mann h"atte, bedeutet noch nicht, sie zu beleidigen. Ausserdem haben Sie selbst… Verzeihen Sie. Also… Also… Verstehe. Verstehe. Verstehe. (Legt den H"orer auf.) Einen Dreck verstehe ich.

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