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SIE: Das versteht sich. Weshalb das reine Angesicht einer Ehefrau-Sch"onheit irgendeinem M"adchen vorf"uhren? Gef"allt sie Ihnen?

ER: Sie gef"allt.

SIE: In allen Beziehungen?

ER: In allen Beziehungen.

SIE: In der intimen auch?

ER: In der intimen besonders.

SIE: Und Sie wollen sogar keine Abwechslung, manchmal?

ER: Nein, keine.

SIE: L"uge! Das widerspricht der Natur des Mannes. Das sollten Sie aber wissen, Sie sind doch Biologe. Oder Psychologe?

ER: (Erstaunt.) Woher weisst du, dass… (Verdacht sch"opfend.) Du sp"urst mir nach, nicht wahr? Das gef"allt mir nicht.

SIE: ("Uber seinen verdutzten Anblick lachend.) Ich kann im Gesicht lesen.

ER: Nein, ernsthaft.

SIE: Ernsthaft – im Gesicht. Und noch auf dem Schildchen, das an Ihrem Jackett h"angt. „Vierte Internationale Konferenz f"ur biologische Psychologie”. Sie sind doch hierher zur Konferenz gekommen?

ER: Ja, richtig.

SIE: Sind dabei mit einem Vortrag aufgetreten?

ER: Aufgetreten.

SIE: Nun also, was spricht denn Ihre biologische Psychologie? Will der Mann Abwechslung oder nicht?

ER: (Verstimmt.) Jedenfalls nicht mit solchen, wie dir.

SIE: Danke, Sie sind sehr freundlich.

ER: Ich sag' einfach, wie es ist.

SIE: Und wenn Sie sagen, wie es ist, dann geben Sie auch zu, dass Ihre Ehe nicht zu gl"ucklich ist.

ER: Wie kommst du denn darauf?

SIE: Ich h"or's am Ton, in dem Sie dar"uber reden, oder besser, nicht reden wollen. Ausserdem sind Ehen selten gl"ucklich. Also ist Raten nicht schwer.

ER: (Trocken.) Behalt dein Raten f"ur dich!

SIE: Ich hab' in s Schwarze getroffen, deshalb emp"oren Sie sich.

ER: Du irrst dich.

SIE: Ich irre mich? Da bin ich aber froh f"ur Sie. Nun, und wie leben Sie so mit Ihrer „Ehefrau ist Ehefrau“?

ER: Wie alle.

SIE: Wie alle? Klar.

ER: Was ist dir klar?

SIE: „Wie alle“. (Zitiert schmunzelnd.)

„Meine Kameraden lebten mit Schwiegerm"uttern

Und Ehefrauen, diesen Schwiegerm"uttern "ahnlich,

Zu dicken, zu hageren,

M"uden, gew"ohnlichen, wie Regen“…

ER: (Erregt.) Du, allerdings, geh nicht zu weit und misch dich nicht in mein Familienleben!

SIE: (Ironisch.) Das ist heilig.

ER: Heilig oder nicht heilig, aber dich geht es nichts an.

SIE: Warum sind Sie denn beleidigt? Ich habe bloss ein Gedicht zitiert. Und nicht mal mein eigenes.

ER: Schreibst du auch eigene?

SIE: Kann sein.

ER: (Grob.) Also, ich h"atte nicht vermutet, dass Huren so romantisch-poetisch sein k"onnen.

SIE: Ihrer Meinung nach k"onnen nur Ehefrauen romantisch-poetisch sein? Das wusste ich nicht.

ER: Weisst du, was? Du redest zu viel. Schweig lieber und trink!

SIE: Ich will nicht. Ich mag keinen Wodka.

ER: Hast du etwa mit Champagner gerechnet?

SIE: (Den Ton "andernd.) Ich rechnete wenigstens mit einfacher H"oflichkeit. H"oflichkeit eines Mannes in Beziehung zu einer Frau. Eines Menschen in Beziehung zu einem anderen Menschen. Ich habe Ihnen noch nicht meinen Preis genannt, aber Sie haben mich schon als Hure beschimpft. Dazu duzen Sie mich noch, obwohl ich Sie h"oflich anrede. (Erhebt sich.) Und nun, leben Sie wohl. Ich werde Sie nicht l"anger langweilen. (L"asst ihn alleine und geht zu ihrem Tischchen zur"uck.)

Pause. Sie trinkt langsam ihren kalt gewordenen Kaffee. Er steht auf, setzt sich aber wieder, nimmt wieder ein Papier zur Hand, aber er kann sich offenbar nicht konzentrieren. Das Papier zur Seite werfend geht er mit entschlossenen Schritten zu ihr und setzt sich neben sie. Sie bremst ihn.

SIE: Ich erlaube Ihnen nicht, Platz zu nehmen.

ER: (Sich erhebend.) Entschuldigen Sie. (Geht um zwei Schritte zur"uck und tritt wieder an den Tisch. Sehr h"oflich.) Verzeihen Sie, ist hier nicht besetzt?

SIE: Frei.

ER: Darf ich mich setzen.

SIE: Bitte.

ER: Ich danke Ihnen. (Setzt sich, schweigt.) Warum gingen Sie weg?

SIE: Von weitem schienen Sie mir ein intelligenter Mensch zu sein. Also entschloss ich mich wieder auf diese Entfernung zur"uckzugehen. Aber ach, die Illusion hat sich nicht wiederholt.

ER: Ich gebe zu, ich war wirklich ein bisschen grob zu Ihnen.

SIE: „Ein bisschen“?

ER: Sehr. Ich bedaure.

SIE: Freut mich, das zu h"oren.

ER: Wer immer Sie auch sind, ich h"atte mich h"oflich benehmen sollen. Sie hatten Recht, mich zurechtzuweisen. Ich habe Sie nicht sofort gesch"atzt und mich zu Ihnen ziemlich nachl"assig und herablassend verhalten.

SIE: Und ich war ziemlich direkt, was ich auch bedaure. Angenehm zu sehen, dass Sie sich jetzt wie ein richtiger Mann benehmen. Gehen sie davon aus, dass der Konflikt beigelegt ist.

ER: Ich war verpflichtet, mich zu entschuldigen, aber das "andert nichts am Charakter der Sache. Ihr Beruf weckt in mir nach wie vor keine Begeisterung, und an Ihren Diensten habe ich keinen Bedarf.

SIE: Nun gut, jetzt, nachdem wir uns beide entschuldigt haben, k"onnen Sie zu Ihrem Abendessen und Ihrer "ublichen Arbeit zur"uckkehren.

ER: (Erhebt sich, geht aber nicht weg.) Warum sollten wir nicht zusammen zu meinem Tischchen zur"uckgehen?

SIE: Und worin ist das besser, als meines?

ER: Und worin schlechter?

SIE: Sehen Sie, wenn sich eine Frau zu einem Mann setzt, dann wird das als unmoralisch empfunden, was Sie mir auch mit der Ihnen eigenen Feinf"uhligkeit zu verstehen gaben. Und wenn sich ein Mann an den Tisch einer Frau setzt und beginnt, sie anzumachen, dann wird das, warum auch immer, als v"ollig normal empfunden und wirft keinerlei Schatten auf einen von beiden. Deshalb bleibe ich wohl an meinem Tischchen. Hier f"uhle ich mich wenigstens als Hausherrin. Und niemand kann sagen, ich w"urde mich irgendjemandem aufdr"angen.

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