Немецкий с улыбкой. Учись смеяться не плача / Lerne lachen ohne zu weinen
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Legen Sie es bitte solange auf den Stuhl. Denn so sehr wir gegen jene "uble Anschauung Front machen [58] , die die Wirtschaft ignoriert und so tut oder so tun m"ochte, als gebe es nur die „reine Seele“, eine Anschauung, die nichts von der materiellen Not, nichts vom Leid der Proletarier, nichts von den Ursachen dieser Not weiss: so sehr ist es an der Zeit, den Unentwegten mitzuteilen, dass man den Marxismus nicht wie eine K"aseglocke "uber die Welt st"ulpen kann. Er deckt sie nicht. Ihr habt aus ihm eine dogmatische Religion gemacht. Wir machen das nicht mit.
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Front machen – стать во фронт
Denn die Frage, die einmal durch einen Diskussionsredner aufgeworfen wurde: „Psychoanalyse oder Marxismus?“ ist etwa so intelligent gestellt wie die Antithese: Universit"at oder Krankenhaus? Kranke geh"oren in ein Krankenhaus, Studenten auf eine Universit"at. Die Kreise schneiden sich gar nicht.
Und hier steckt der ungeheure Fehler [59] , der unsereinen veranlasst, dauernd nach zwei Seiten sehen zu m"ussen.
Nach rechts, wo die B"urger stehen, die alles, was auf der Welt geschieht, nur an ihren wirtschaftlichen Interessen messen, Leute, die diese ungeheure Hetze gegen Russland inszenieren, Menschen, denen noch die d"ummste Nachricht "uber Russland willkommen ist, weil der Bolschewismus ihr geronnenes schlechtes Gewissen darstellt, und die jedes von den uns"aglichen deutschen Provinzzeitungen abgedruckte Schauertelegramm "uber Stalin mit einem Aufatmen lesen: „Gottseidank. Also brauchen wir die L"ohne nicht zu erh"ohen. Also ist unser Bankkonto richtig. Lasset uns beten.“ Sie werden auch diese Vorbehalte so auffassen. Sie haben die Philosophie ihres Geldes.
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steckt der Fehler –
Und nach links m"ussen wir sehen, wo unentwegte Marxisten mit einer sicherlich grossen Theorie alles heilen wollen: die Krankheiten und die echten Seelenn"ote, an denen jeder von uns zu tragen hat, die Neurosen, die aus dem Wirtschaftlichen herr"uhren, und jene geistigen Betriebsst"orungen, die ewig sind wie die Welt. Die fanatische Wut, womit jede Andeutung abgelehnt wird, dass es vielleicht auch noch ausserhalb der marxistischen Gedankeng"ange etwas gebe, was f"ur den Menschen von Wichtigkeit ist [60] , l"asst an die verzweifelten Versuche der katholischen Kirche denken, eine stets Neues geb"arende Welt zu meistern. Es ist ihr, trotz allem, nicht gelungen. Die unentwegten Marxisten haben die Philosophie ihrer Gesinnung.
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von Wichtigkeit sein – быть важным
Ja, also Paneth. Die Heilmittel, die er f"ur den Neurotiker dieser Epoche gibt, sind klein; er sagt das auch, denn es gibt nicht allzuviele solcher Medizinen. Es sind ganz einfache Dinge dabei, "uber die nur jemand sp"otteln kann, der nicht weiss, was Turnen und Atmen, was Meditation und was der K"orper ist. Das hat die Arbeitersportbewegung l"angst erkannt; es gibt da bereits ausserordentlich vern"unftige Anweisungen und Belehrungen, wie man wenigstens der kleinern "Ubel [61] Herr werden kann. In dem Augenblick, wo ein Unternehmer oder eine Gewerkschaft versuchen, solche Winke dazu zu missbrauchen, sie unter der Marke „Dienst an der Gemeinschaft“ an Stelle des Klassenkampfes zu setzen, ist die sch"arfste Abwehr am Platz. Lediglich als Hilfsmittel aber ist dergleichen erlaubt.
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das kleinere "Ubel – меньшее из зол
Paneth spricht dann "uber die Neurosen des Geschlechtslebens in musterhafter und vorbildlich ruhiger Weise; wie denn "uberhaupt dieses Buch eine Geisteshaltung aufweist, die in Deutschland so ungeheuer selten ist: es ist gelassen. Paneth sagt, wie es ist; er versucht, Anweisungen zu geben, aus seelischen Schwierigkeiten herauszukommen, und eine gute Diagnose ist ja oft eine halbe Heilung, besonders im Sexuellen. Herein…? Ein Hitler-Mann.
„Heil! Ihr verdammten Syrier! In j"udischer Geilheit habt ihr die Psychoanalyse erfunden, um euern dreckigen Trieben freie Bahn zu schaffen [62] ! Nichts ist euch heilig, w"ahrend wir uns sehr heilig sind. Ihr verseucht die St"adte und das Land mit eurer niedrigen Auffassung vom Geschlechtlichen, dem ihr ohne Weihe fr"ont! Ihr denkt "uberhaupt nur an blonde Weiber! Wir denken an schwarzgelockte M"anner. (Ihr st"urzt euch auf die Weiber. Wir uns auf die M"anner.) Ihr erkennt keine Zucht an und keine Sitte. Syrier. Asiaten. Eunuchen. Schmarotzer. November-Verbrecher. Demokraten. Bolschewisten. Man sollte euch schlagen, dass die rote Suppe spritzt. Im "ubrigen sind wir die deutsche Kultur! Heil!“
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Bahn schaffen —
проложить дорогуNa, es ist gut; hier haben Sie eine Zigarre. Nichts zeigt die erschreckende Geistlosigkeit dieser deutschen Bewegung, geh"atschelt von den Richtern, geduldet von zahllosen Polizeiverwaltungen, bezahlt von den Unternehmern, die eine Garde gegen die Wut der Arbeitslosen brauchen und zwei Garden gegen ihre eignen Arbeiter, bejubelt von ratlosen, ausgepowerten Proletariern, besonders auf dem Lande… nichts zeigt die traurige Geistesverfassung dieser Leute so an, wie die v"ollige Verst"andnislosigkeit gegen"uber der Zeit, in der sie leben. Sie sehen nicht. Sie h"oren nicht. Und der irdische Kirdorf ern"ahrt sie doch.
Nicht zu sp"uren, wie diese Heilmethoden dem Gef"uhl f"ur die tiefe Not entsprungen sind, in der die Zeitgenossen stecken; niemals die Sprechstunde eines Seelenarztes in der Grossstadt besucht zu haben; immer die eigne, sprungbereite Plumpheit auf die andern zu projizieren und nicht zu begreifen, dass in der Sexualit"at vom Grinsen bis zum L"acheln alle Stadien m"oglich sind… man muss schon ein Hitler-Mann sein, um das vollbringen zu k"onnen. Paneth steht selbstverst"andlich weit "uber diesem Sumpf. Er ist f"ur die Sittlichkeit, nicht f"ur das Muckertum.
Er ist vor allem kein Hohepriester, und das macht das Buch und den Mann so sympathisch. Er wirft manchen seiner Berufskollegen rechtens vor, wie jeder von ihnen auf sein „System“ schw"ort, als ob man alle Kranken nach einer einzigen Methode behandeln k"onnte. Das betont auch Jung, grade bei ihm ist das doppelt beachtlich, weil er die psychoanalytischen Elemente noch in den fernen Kulturen Asiens erkennt, ohne sie nun kopierend zu "ubernehmen. Paneth sieht die Sache so an:
Der durchschnittliche st"adtische Mitte-leurop"aer befindet sich fast immer im Vorstadium der Neurose. Was kann man f"ur ihn tun?
Man kann ihn analysieren. Damit ist die Sache jedoch nicht abgetan, wie die extremen Freudianer glauben. Man muss nicht nur analysieren, nicht nur aufl"osen, man muss auch wieder zusammensetzen, also die von Jung geforderte Synthese suchen. Man muss den Menschen zu sich selber verhelfen – schon in der Soziologie Simmels findet sich die sch"one Erkenntnis, dass es fast niemand zu sich selber gebracht hat. Und hier zu helfen: das ist keine Aufgabe des Marxismus und keine des Nationalismus – das ist eine Aufgabe der Seelenkunde.
Die Definitionen des Panethschen Buches sind f"ur jeden, der unter sich und unter seiner Zeit leidet, eine kleine Erl"osung. Paneth sagt allerdings, dass es dem Neurotiker in den meisten F"allen [63] nicht m"oglich sein wird, sich selber zu heilen, weil er sich dazu in Arzt und Patienten spalten m"usste, was nicht ungef"ahrlich ist, und weil er dann sehr viel Kraft auf diesen Heilungsversuch in sich verwendet, also grade das tut, was er zu tun kaum f"ahig ist. Es muss schon einer da sein, der den Knaben an die Hand nimmt und ihn "uber den Damm f"uhrt. Und man kann nur w"unschen, dass in den "offentlichen Beratungsstellen der Krankenh"auser viele solcher M"anner s"assen, wie Paneth einer ist. Was zu bezweifeln sein d"urfte: der Durchschnittsarzt steckt noch tief im mechanistischen Darwinismus.
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in den meisten F"allen – в большинстве случаев
Und auch f"ur den, der das Buch nicht aus egoistischen Interessen liest, springt viel Lehrreiches "uber die Zeit heraus, die ja von Neurotikern repr"asentiert wird. (Hier sei Hitler ausgenommen; er ist nicht einmal ein Besessener. O, w"are er wenigstens verdreht!) Zu Ende formuliert ist bei Paneth die Definition der Zeit-St"orungen; statt: Spannung – Entspannung finden wir: Erschlaffung – Krampf; Explosionen, die „nur heftig sind, aber nicht stark“… lest das nach.
Und legt das B"uchlein in die richtige Schublade. Es ist keine Bibel, sondern eine Fibel. Es ist der saubere Versuch, auf dem Gebiet der Seelenkunde, nicht losgel"ost von allem andern, aber auch nicht fachlich "uberbetont, den Menschen zu helfen. Sie haben es n"otig [64] .
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etw. n"otig haben – (крайне) нуждаться в чем–л.