Die Reize der Untreue
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ER. Einfach bemerkenswert.
SIE. Das Zimmer sieht gleich ganz anders aus, stimmt's?
ER. Stimmt.
SIE. (K"usst ihn.) Danke, Liebster.
ER. Schnickschnack. Geht ihr schon lange miteinander?
SIE. Zwei Jahre. Du hast mir sehr geholfen.
ER. Schnickschnack. Ich begreife nicht, wie er so lange von dir getrennt leben konnte.
SIE. Ist das etwa sehr schwer?
ER. Ich zum Beispiel kann es auch nur eine Stunde ohne dich nicht aushalten.
SIE. Weil du mich gerade mal eine Woche kennst. In zwei Jahren wirst du ausgezeichnet lernen, ohne mich zurecht zukommen.
ER. Ach Quatsch.
SIE. Ehrlich gesagt, ich hatte es nicht sehr eilig.
ER. Vielleicht solltest du es auch jetzt nicht sehr eilig haben?
SIE. Ich weiss nicht.
ER. Wunderbare Vorh"ange.
SIE. Das sagtest du schon.
ER. Und "uberhaupt, ein sehr gem"utliches Zimmer. Nur der K"uhlschrank passt nicht her.
SIE. Ein Hochzeitsgeschenk
ER. Warum ist er nicht in der K"uche?
SIE. Kein Platz. Dort steht Mutters K"uhlschrank.
ER. Und was ist in den Schachteln? Auch Geschenke?
SIE. Ja. Was ist mit dir?
ER. Nichts.
SIE. Du hast irgendwie einen anderen Blick.
ER. Ganz normaler Blick.
SIE. M"ochtest du die Geschenke sehen?
ER. Na klar.
SIE. Hier das scheint ein Service zu sein (wickelt das Paket aus.) Ja. Ein Service. (Holt einen Teller heraus.) Na was meinst du?
ER. Ausgezeichnetes Geschirr. "Ubrigens, was ich dich schon immer fragen wollte: wozu heiratest du?
SIE. Guck mal, was f"ur ein Teller.
ER. Herrliches Porzellan.
SIE. D"anisches. Weisst du etwa nicht weshalb man heiratet?
ER. Ich dachte, weil man sich liebt.
SIE. Hast du aus Liebe geheiratet?
ER. Nat"urlich.
SIE. Und was ist das Ergebnis?
ER. Ein bemerkenswerter Teller. Und was ist in dieser Schachtel?
SIE. Eine Puppe.
ER. Ich hasse es, wenn zur Hochzeit Puppen geschenkt werden.
SIE. Ich auch. Aber diese Puppe ist einfach ein M"archen. (Sie nimmt sie aus der Schachtel.)
ER. Ja, aber warum heiraten Frauen denn nun?
SIE. Um einen Mann und Kinder zu haben. Guck mal, wie sch"on.
ER. Eine ausgezeichnete Puppe. M"ochtest du Kinder haben?
SIE. Ja, nat"urlich
ER. Von ihm oder "uberhaupt?
SIE. Sie schliesst die Augen und sagt „Mama“.
ER. Eine herrliche Puppe. Ich habe dich gefragt – von ihm oder "uberhaupt?
SIE. Weder noch.
ER. Wie denn dann?
SIE. Denk mal nach.
ER. (Hat begriffen, umarmt sie.) Du bist verr"uckt.
SIE. Nat"urlich bin ich verr"uckt.
ER. Und deshalb liebe ich dich wie verr"uckt.
SIE. Und ich dich. Das ist ein K"uchenset: Gabeln, L"offel, Kellen…
ER. Sehr praktisch. Ich sage dir jetzt eine altmodische Wahrheit…
SIE. Und eine Sch"urze noch dazu.
ER. Eine ausgezeichnete Sch"urze. Man darf nicht ohne Liebe heiraten.
SIE. Wieso ohne Liebe? Er liebt mich.
ER. Das ist nicht wichtig.
SIE. Gerade das ist die Hauptsache.
ER. Binde dich nicht an einen Fremden.
SIE. Was heisst Fremder? Er ist mir wie ein naher Verwandter.
ER. Wie dein Bruder.
SIE. Wie mein Mann. Ich gehe schon zwei Jahre mit ihm.
ER. Du wirst mit ihm nicht gl"ucklich
SIE. Wenn ich dich nicht kennengelernt h"atte, vielleicht.
ER. Liebst du ihn?
SIE. Er passt zu mir.
ER. Liebst du ihn?
SIE. Ich liebe dich.
Pause. Sie tut so, als ob sie die Schachteln ordnet.
ER. Vielleicht h"orst du mal auf, dich mit den Schachteln abzugeben.?
SIE. Entschuldige, ich mache das ohne zu denken. (Gibt ihm ein gerahmtes Bild.)
ER. Das n"achste Geschenk?
SIE. Ja. H"ange es an die Wand, wenn es nicht zu schwierig ist.
ER. Also morgen Nacht bist du mit ihm zusammen?
SIE. Ja.
ER. Und alle N"achte danach auch?
SIE. Ja.
ER. Das ist widerlich und gemein.
SIE. Und was schl"agst du vor?
ER. Nichts. (H"angt das Bild auf.) Guck mal. Ist es gerade?
SIE. Hebe es an der linken Seite etwas an. Ja, so. Gut. Nehmen wir an, ich heirate nicht. Was dann?
ER. Ich weiss nicht.
SIE. Wie du es sagst, so mache ich es. Punkt.
ER. Du musst selbst entscheiden.
SIE. (Traurig.) In diesem Fall habe ich schon entschieden.
ER. Na das ist wunderbar.
SIE. Kein schlechtes Bild, stimmt's?
ER. Einfach super.
SIE. Nimm es bitte ab.
ER. Wieso?
SIE. Ich bitte dich.
Er nimmt das Bild ab.
SIE. Und jetzt nehmen wir die Vorh"ange ab.
ER. Wieso?
SIE. Es muss sein. Ich habe einfach vergessen, dass wir in diesem Zimmer nicht wohnen k"onnen.
ER. Wer ist „Wir“?
SIE. Du kannst nicht und ich auch nicht.
ER. Und warum du nicht?
SIE. Mutter m"ochte nicht, dass wir hier wohnen.
ER. Er mag deine Mutter nicht oder deine Mutter mag ihn nicht?
SIE. Verstehst du, Mutter ist ein sehr guter Mensch…
ER. Und er?
SIE. Er ist auch ein guter Mensch.
ER. Aber diese guten Menschen wollen nicht zusammen wohnen.
SIE. Aber es geht nicht um sie. Ich m"ochte auch allein leben.
ER. Du m"ochtest dein eigener Herr sein?
SIE. Ja. Ist das schlecht?
ER. Nein, das ist gut.
SIE. Was r"atst du mir?
ER. Zieht auseinander.