Lauert
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„...mit Pauken und Trompeten.“
Ryan sch"uttelte den Kopf.
„Ich kann mir nicht vorstellen, wie du dich f"uhlen musst“, sagte er. „Aber meine G"ute, Riley, sie und ihr Freund haben sechs Menschen ermordet. Du kannst nicht sagen, dass sie das, was mit ihr passiert ist, nicht verdient hat.“
Riley hatte das Gef"uhl, als w"are der Klang dieses Wortes wie eine Ohrfeige.
Verdient.
In diesem Moment f"uhlte sie sich selbst so schmerzlich unw"urdig von Ryan Aufmerksamkeit oder gar Zuneigung zu erhalten. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, zu denken, dass Heidi Wright verdient hatte, was Riley ihr angetan hatte.
Hat Ryan recht? dachte sie.
Sie dachte "uber das Wenige nach, was sie vom Leben des M"adchens wusste –– einem Leben von unvorstellbarer Grausamkeit und Missbrauchs, wie es aussah. Heidi und ihr Freund hatten ihren Amoklauf begonnen, als ihr eigener Vater und Bruder sie sexuell missbraucht hatten. Riley konnte Orin keinen Vorwurf daraus machen, dass er diese M"anner umgebracht hatte. Dann, nachdem das passiert war, mussten Orin und Heidi sich beide zu verzweifelt gef"uhlt haben, um zu begreifen, was sie taten.
Und auch zu jung, dachte Riley.
Erneut konnte Riley nicht anders, als an Heidis frisches, l"achelndes Gesicht zu denken, in dem Moment, als sie die Waffe auf Riley gerichtet hatte –– dem Moment vor ihrem eigenen Tod.
Riley murmelte laut: „Heidi war nur ein Kind, Ryan. Sie hat es nicht verdient, so zu sterben. Was sie verdient hatte, war ein besseres Leben, als das, in dem sie feststeckte.
Ryan sah Riley mit einem ungl"aubigen Blick an.
„Aber du hattest keine Wahl“, sagte er. „Wenn du nicht geschossen h"attest, w"arst du jetzt ganz bestimmt...“
Er verstummte erneut. Riley wusste, welches Wort er einfach nicht aussprechen konnte.
Tot.
„Ich weiss“, sagte Riley seufzend. „Das ist was Agent Crivaro mir auch immer wieder sagt. Er sagt, es w"are gerechtfertigt. Dass es sogar Einhaltung der Vorschrift war. Es war Selbstverteidigung, ein klarer Fall ‚unmittelbarer Gefahr des Todes oder ernsthafter K"orperverletzung‘.“
„Crivaro hat recht, Riley“, sagte Ryan. „Das weisst du bestimmt.“
„Ich weiss“, sagte Riley.
Und rational betrachtet wusste sie es auch wirklich. Doch auf irgendeiner grundlegenden Ebene konnte sie dieses Urteil einfach nicht akzeptieren. Sie hatte gerade das Gef"uhl von ihrem ganzen K"orper beschuldigt zu werden. Sie fragte sich, ob sie dieses Gef"uhl jemals "uberwinden w"urde.
Ryan ber"uhrte vorsichtig ihre Hand und Riley liess zu, dass er sie festhielt. Ryans Hand f"uhlte sich beinahe heiss an, gegen den kalten Schweiss auf ihrer Haut.
Ryan sagte: „Riley, wie oft wirst du sowas durchmachen m"ussen?“
„Das ist meine Arbeit“, sagte Riley.
„Ja, aber... was f"ur eine Arbeit ist das, die dich dazu bringt, dich so schrecklich zu f"uhlen? Ist das wirklich was du aus deinem Leben machen willst?“
„Irgendjemand muss es machen“, sagte Riley.
„Musst du dieser irgendjemand sein?“, fragte Ryan.
Riley hatte keine Ahnung, wie sie diese Frage beantworten sollte. Und so sehr sie Ryans F"ursorge auch sch"atzte, sie war sich nicht sicher, wie aufrichtig diese wirklich war. Um wen war Ryan im tiefsten Inneren wirklich besorgt –– und Riley oder um sich selbst?
Sie hasste es, ihn so zu hinterfragen, aber sie konnte nicht anders. W"ahrend der kurzen Zeit, in der sie zusammen waren, hatte sie zu ihrem Entsetzen feststellen m"ussen, dass Ryan einen egoistischen Zug hatte. Und er hatte gen"ugend rein egoistische Gr"unde das zu hassen, was sie gerade tat. Er hasste sogar ihre t"agliche Anfahrtszeit nach Quantico. Es nahm ihm seinen hochgesch"atzten Ford Mustang weg und zwang ihn, die "offentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, um t"aglich zu seiner Arbeit in einer Anwaltskanzlei zu kommen. Er hatte nicht versucht die Tatsache, dass er das erniedrigend fand, vor ihr zu verbergen.
Ryan dr"uckte ihre Hand und sagte: „Vielleicht solltest du einfach "uber eine Ver"anderung nachdenken. Wir k"onnen von meinem Gehalt leben. Wir haben sogar ein Sparkonto aufgemacht. Selbst wenn du zuhause bleiben w"urdest –– und ich weiss, dass du das nicht willst –– k"onnte ich trotzdem f"ur uns beide sorgen. Ich k"onnte uns sogar schon bald eine sch"onere Wohnung mieten. Du musst das nicht machen... f"ur uns.“
Riley sagte nichts.
Ryan sagte: „Vielleicht ist das etwas, wor"uber du mit deinem Therapeuten sprechen solltest.“
Riley zuckte pl"otzlich zusammen. Sie bereute es Ryan gesagt zu haben, dass sie jetzt mindestens eine Therapiesitzung besuchen musste. Nachdem sie und Crivaro in Quantico gelandet waren, hatte der leitende Spezialagent Erik Lehl ihr mitgeteilt, dass Therapie verpflichtend war, jetzt wo sie das erste Mal Gewalt mit Todesfolge angewendet hatte.
Sie hatte noch keinen Termin ausgemacht.
Ryan sagte: „Riley, ich mache mir Sorgen. Was wirst du tun? Was werden wir tun?“
Riley begann ein wenig ungeduldig zu werden.
Sie sagte: „Ryan, m"ussen wir das wirklich alles jetzt besprechen?“
Ryan schaute gedem"utigt und sagte: „Nein, nat"urlich nicht. Ich gehe uns mal was zu Abendessen machen.“
„Nein, ich mache das“, sagte Riley.
„Red‘ keinen Unsinn“, sagte Ryan. „Du musst dich ausruhen. Ich werde mich um alles k"ummern. Soll ich dir einen Drink machen?“
Riley nickte und Ryan ging in die K"uche. Ein paar Minuten sp"ater kam er mit einem Glass Bourbon auf Eis zur"uck und stellte es auf den Kaffeetisch vor Riley ab. Dann kehrte er in die K"uche zur"uck und klapperte dort rum, als er das Abendessen vorbereitete.
Riley w"unschte wirklich, er h"atte sie heute Abend kochen lassen. Sie brauchte irgendetwas, egal was, womit sie sich besch"aftigen konnte. Sie hatte wahrhafte Angst davor, den ganzen morgigen Tag frei zu haben.
Als sie so alleine auf der Couch sass und an ihrem Bourbon nippte, sp"urte sie, wie eine Welle der Emotionen in ihr hochkam. Bevor sie wusste wie ihr geschah, fing sie an zu schluchzen. Sie versuchte so leise wie m"oglich zu sein, sodass Ryan sie nicht h"oren w"urde und nicht zur"uckk"ame, um zu versuchen sie zu tr"osten.