Lauert
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Sie wollte nicht getr"ostet werden.
Das einzige was sie tun wollte, war weinen.
W"ahrend ihres Fluges zur"uck nach Quantico hatte Agent Crivaro ihr immer und immer wieder gesagt, dass es in Ordnung war, zu weinen.
„Mach schon, lass es raus“, hatte er immer wieder gesagt.
Doch irgendwie war sie einfach nicht dazu in der Lage gewesen –– nicht bis jetzt. Und nun f"uhle es sich gut an, einfach die Gef"uhle aus sich heraussprudeln zu lassen, nach so einem langen, schrecklichen Tag. Sie weinte und weinte, bis sie sich ganz ausgelaugt f"uhlte.
Als ihre Tr"anen aufgeh"ort hatten zu fliessen, dachte Riley sich, dass sie am besten sofort ins Bad gehen sollte und ihr Gesicht waschen, damit Ryan sie nicht so sehen w"urde. Doch bevor sie sich von der Couch erheben konnte, klingelte das Festnetztelefon.
Sie h"orte, wie Ryan ihr zurief: „Ich mach das schon.“
„Nein, ich mach’s“, rief sie zur"uck.
Sie war n"aher am Telefon, als Ryan. Und selbst so eine triviale Aufgabe, wie das Telefon zu beantworten, f"uhlte sich gerade gut an –– obgleich sie sich nicht vorstellen konnte, dass der Anruf von irgendjemanden stammen k"onnte, mit dem sie gerade Lust hatte zu reden.
Als sie den H"orer abnahm, h"orte sie eine vertraute Stimme.
„Hey, Kleine. Wie geht’s dir?“
Rileys Stimmung war pl"otzlich viel besser, als sie diese Stimme erkannte. Sie geh"orte ihrer Zimmernachbarin aus der Zeit an der Academy, Francine Dow.
„Frankie!“, stammelte sie "uberrascht. „Es –– es ist gut von dir zu h"oren!“
Riley hatte Frankie nicht gesehen, seitdem sie im Dezember ihren Abschluss gemacht hatten. Seither hatten sie nur einige Male telefoniert. Nach dem Abschluss war Frankie als Agentin dem DC Hauptquartier zugeordnet worden.
Mit besorgter Stimme sagte Frankie: „Mach schon, sprich mit mir.“
Riley war "uberrascht.
Sie stammelte: „Meinst du... du weisst Bescheid...?“
„Ja, ich weiss, was passiert ist. Und du wirst nie glauben, wie ich es erfahren habe. Ich habe einen Anruf von Spezialagent Jake Crivaro selbst bekommen. Er sagte, dass er sich Sorgen um dich machte. Er sagte, dass du vielleicht mit einer Freundin reden m"usstest.“
Riley l"achelte, als sie den verehrenden Unterton in Frankies Stimme h"orte. Obwohl Riley es nicht gewusst hatte, als Agent Crivaro erstmals ein Interesse an ihren einzigartigen F"ahigkeiten gezeigt hatte, hatte sie seitdem feststellen m"ussen, dass er eine Art lebende Legende am FBI war. Frankie kam anscheinend nicht "uber ihre Verbl"uffung hinweg, dass Riley nun seine Vollzeitpartnerin war.
Einen Anruf von ihm zu erhalten, musste f"ur Frankie unglaublich gewesen sein, dachte Riley.
Frankie sagte: „Na, wie f"uhlst du dich?“
„Nicht gut“, sagte Riley seufzend. „Ich nehme an, ich habe immer gewusst... dass ich eines Tage so etwas tun m"usste. Aber ich hatte keine Ahnung, wie schlecht es sich anf"uhlen w"urde.“
„Naja, ich habe mich gefragt, ob du vielleicht Lust h"attest dich zu treffen und ein bisschen Dampf abzulassen“, sagte Frankie.
Riley sp"urte eine Welle der Dankbarkeit.
„Oh, das w"are wundervoll, Frankie“, sagte sie. „Ich habe morgen frei. Wie w"are es, wenn wir zusammen zu Mittag essen?“
„Klingt super“, sagte Frankie.
Nachdem sie sich verabredet und aufgelegt hatten, stand Riley da und starrte das Telefon in ihrer Hand an. Sie begann auf einmal etwas zu begreifen.
Agent Crivaro hat Frankie kontaktiert.
Er hat sie wegen mir angerufen.
Es war eine "uberraschende und unglaublich aufmerksame Geste und Riley war zutiefst ger"uhrt von der F"ursorge ihres Mentors. Und die Verabredung mit Frankie morgen gab ihr etwas, worauf sie sich nach solch einem schrecklichen Tag heute freuen konnte.
Sie f"uhlte sich pl"otzlich viel besser und ging in die K"uche.
Sie dachte: Ich werde Ryan mit den Abendessen helfen, ob er es will oder nicht.
Der heutige Tag war schlimmer gewesen, als sie es sich jemals h"atte vorstellen k"onnen. Aber sie hatte Freunde, die ihr da durch halfen. Vielleicht w"urde es morgen einfacher sein. Schliesslich k"onnte wohl kein Albtraum schlimmer sein, als der, den sie gerade erlebt hatte.
KAPITEL DREI
Kurz vor Mittag des n"achsten Tages verliess Riley das Haus und wartete darauf, dass Frankie sie zum Mittagessen abholte. Sie fragte sich, ob sie wirklich in der Lage sein w"urde mit ihrer Studienfreundin dar"uber zu sprechen, was gestern geschehen war. Ryan war wie sonst auch zur Arbeit gefahren, froh "uber die Gelegenheit ausnahmsweise Mal das Auto zu nehmen. Also hatte Riley ausgeschlafen und sich einen faulen Morgen gemacht.
Bald schon fuhr Frankie in ihrem alten Pickup-Truck vor und Riley stieg ein. Sie merkte, dass sie sich freute die kr"aftigen Gesichtsz"uge und das rostfarbene Haar ihrer Freundin zu sehen. Sie sagte sich, dass dies definitiv ein besserer Tag sein w"urde.
Frankie fuhr sie zu ihrem bevorzugten Mittagslokal in DC, Tiffin’s Grub & Pub. Sie setzten sich an einen kleinen Tisch und bestellten beide Tunfischsandwiches. Dann tranken sie Kaffee und tauschten sich ein wenig "uber Kleinigkeiten aus, w"ahrend sie das Thema von Rileys erster T"otung im Einsatz umgingen.
Vielleicht kommen wir gar nicht dazu, dar"uber zu sprechen, dachte Riley.
Wenn es so k"ame, w"are es f"ur sie in Ordnung. Einfach ein wenig Zeit mit Frankie zu verbringen, w"urde schon genug sein, um ihre Laune betr"achtlich zu heben. In der Zwischenzeit hatten sie und ihre Freundin viel nachzuholen.
Frankie sagte: „Ich habe geh"ort, du hast drei weitere F"alle gehabt, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Das ist ziemlich eindrucksvoll. Es heisst, du w"arst ein echtes Wunderkind –– der n"achste Jake Crivaro, sagt man.“
Riley err"otete bei diesen Worten, von denen sie wusste, dass sie hohes Lob bedeuteten.
„Ich muss noch vieles lernen“, sagte sie. „Wie ist denn dein Leben hier in DC? Wie gef"allt es dir eine FBI Agentin zu sein?“
Frankie verzog die Miene und seufzte.
„Es ist nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, denke ich“, sagte sie.
Riley versp"urte einen besorgten Stich. sie wusste, dass Frankie sechs Monate als verdeckte Ermittlerin in der Drogenfahndung gearbeitet hatte, bevor sie zur Academy gegangen war. Wegen ihrer Erfahrung wurde sie nach dem Abschluss einem FBI Drogenfahndungsteam zugeteilt. Riley wusste, dass Frankie gespannt und hoffnungsvoll bei der neuen Arbeitsstelle angetreten war. Nun klang sie traurig und entt"auscht.