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Maria hob ihren Blick wieder und richtete ihn auf den Lilienstrauss, den ich in der linken Hand hielt, wahrend ich mich mit der rechten auf die Schrotflinte stutzte: Ich glaubte zu verstehen, dass sie sie haben wollte, aber eine undefinierbare Angst, ein gewisser Respekt vor meiner Mutter und meinen Absichten fur den Abend hinderten mich daran, sie ihr anzubieten. Aber ich stellte mir mit Freude vor, wie schon eine meiner kleinen Lilien auf ihrem glanzenden braunen Haar aussehen wurde. Sie mussen fur sie gewesen sein, denn sie hatte am Morgen Orangenbluten und Veilchen fur die Vase auf meinem Tisch gepfluckt. Als ich in mein Zimmer ging, sah ich dort keine einzige Blume. Hatte ich eine Viper zusammengerollt auf dem Tisch gefunden, hatte ich nicht dasselbe Gefuhl empfunden wie das Fehlen der Blumen: ihr Duft war etwas von Marias Geist geworden, der in den Stunden des Studiums um mich herumwanderte, der sich in den Vorhangen meines Bettes wahrend der Nacht bewegte.... Ah, es war also wahr, dass sie mich nicht liebte, so sehr hatte mich meine visionare Phantasie tauschen konnen! Und was sollte ich mit dem Blumenstrauss machen, den ich ihr mitgebracht hatte? Ware eine andere Frau, schon und verfuhrerisch, in diesem Moment da gewesen, in diesem Moment des Grolls gegen meinen Stolz, des Grolls gegen Maria, ich hatte ihn ihr gegeben unter der Bedingung, dass sie ihn allen zeigt und sich damit schmuckt. Ich setzte es an die Lippen, als wollte ich mich ein letztes Mal von einer liebgewonnenen Illusion verabschieden, und warf es aus dem Fenster.

Kapitel XI

Ich bemuhte mich, fur den Rest des Tages heiter zu sein. Bei Tisch erzahlte ich begeistert von den schonen Frauen von Bogota und lobte absichtlich die Anmut und den Witz von P***. Mein Vater war erfreut, mich zu horen: Eloisa hatte gewollt, dass das Gesprach nach dem Essen bis in die Nacht andauert. Maria schwieg; aber es schien mir, dass ihre Wangen manchmal blass wurden und dass ihre ursprungliche Farbe nicht zu ihnen zuruckgekehrt war, wie die der Rosen, die in der Nacht ein Fest geschmuckt haben.

Gegen Ende des Gesprachs hatte Mary so getan, als wurde sie mit den Haaren von John, meinem dreijahrigen Bruder, den sie verwohnte, spielen. Sie liess es sich bis zum Schluss gefallen; aber sobald ich aufstand, ging sie mit dem Kind in den Garten.

Den Rest des Nachmittags und bis in den fruhen Abend hinein war es notwendig, meinem Vater bei seiner Schreibtischarbeit zu helfen.

Um acht Uhr, nachdem die Frauen ihre ublichen Gebete gesprochen hatten, wurden wir in den Speisesaal gerufen. Als wir uns zu Tisch setzten, war ich uberrascht, eine der Lilien auf Marias Kopf zu sehen. Ihr schones Gesicht strahlte eine so edle, unschuldige und susse Resignation aus, dass ich nicht anders konnte, als sie anzuschauen, als ob ich von etwas angezogen wurde, das ich bis dahin an ihr nicht kannte.

Ein liebevolles, lachendes Madchen, eine so reine und verfuhrerische Frau wie die, von denen ich getraumt hatte, so kannte ich sie; aber resigniert, mit meiner Verachtung, war sie neu fur mich. Durch Resignation vergottert, fuhlte ich mich unwurdig, einen Blick auf ihre Stirn zu werfen.

Ich antwortete falsch auf einige Fragen, die mir uber Joseph und seine Familie gestellt wurden. Mein Vater konnte meine Verlegenheit nicht verbergen, und als er sich an Maria wandte, sagte er mit einem Lacheln:

–Schone Lilie in deinem Haar: So eine habe ich noch nie im Garten gesehen.

Maria versuchte, ihre Verbluffung zu verbergen, und antwortete mit fast unhorbarer Stimme:

–Diese Art von Lilien gibt es nur in den Bergen.

In diesem Moment sah ich ein freundliches Lacheln auf Emmas Lippen.

–Und wer hat sie geschickt?
– , fragte mein Vater.

Marys Verwirrung war bereits spurbar. Ich schaute sie an, und sie muss etwas Neues und Ermutigendes in meinen Augen gefunden haben, denn sie antwortete mit einem festeren Akzent:

–Ephraim warf einige in den Garten, und wir fanden es schade, dass sie, da sie so selten waren, verloren gingen: dies ist einer von ihnen.

–Mary", sagte ich, "wenn ich gewusst hatte, dass diese Blumen so wertvoll sind, hatte ich sie fur dich aufbewahrt; aber ich fand sie weniger schon als diejenigen, die taglich in der Vase auf meinem Tisch stehen.

Sie verstand den Grund meines Unmuts, und ihr Blick sagte es mir so deutlich, dass ich furchtete, man konne mein Herzklopfen horen.

An diesem Abend, als die Familie den Salon verliess, sass Maria zufallig neben mir. Nach langem Zogern sagte ich schliesslich zu ihr mit einer Stimme, die meine Ruhrung verriet: "Maria, die waren fur dich, aber ich konnte deine nicht finden".

Sie stammelte eine Entschuldigung, als ich auf dem Sofa uber meine Hand stolperte und ihre mit einer Bewegung festhielt, die ich nicht kontrollieren konnte. Sie horte auf zu sprechen. Ihre Augen sahen mich erstaunt an und losten sich von den meinen. Er fuhr sich mit der freien Hand angstlich uber die Stirn, stutzte den Kopf darauf und versenkte den nackten Arm in das nachste Kissen. Endlich erhob sie sich, bemuht, das doppelte Band von Materie und Seele zu losen, das uns in diesem Augenblick verband, und als ob sie eine begonnene Uberlegung beendete, sagte sie so leise zu mir, dass ich sie kaum horen konnte: "Dann … werde ich jeden Tag die schonsten Blumen pflucken", und verschwand.

Seelen wie die von Maria kennen die weltliche Sprache der Liebe nicht; aber sie zittern bei der ersten Liebkosung desjenigen, den sie lieben, wie die Mohnblume des Waldes unter den Flugeln der Winde.

Ich hatte Maria gerade meine Liebe gestanden; sie hatte mich ermutigt, es ihr zu gestehen, indem sie sich wie eine Sklavin erniedrigte, um diese Blumen zu pflucken. Mit Freude wiederholte ich ihre letzten Worte vor mir; ihre Stimme flusterte noch immer in mein Ohr: "Dann werde ich jeden Tag die schonsten Blumen pflucken".

Kapitel XII

Der Mond, der soeben voll und gross unter einem tiefen Himmel uber den hoch aufragenden Bergkammen aufgegangen war, beleuchtete die Dschungelhange, die stellenweise von den Wipfeln der Yarumos geweisst wurden, versilberte den Schaum der Wildbache und verbreitete seine melancholische Klarheit bis in den Talgrund. Die Pflanzen verstromten ihre sanftesten und geheimnisvollsten Dufte. Diese Stille, die nur vom Murmeln des Flusses unterbrochen wurde, war fur meine Seele angenehmer denn je.

Ich stutze mich mit den Ellbogen auf den Fensterrahmen und stelle mir vor, sie inmitten der Rosenstraucher zu sehen, mit denen ich sie an jenem ersten Morgen uberrascht hatte: Sie pfluckte dort den Lilienstrauss und opferte ihren Stolz ihrer Liebe. Ich war es, der von nun an den kindlichen Schlaf ihres Herzens storen wurde: ich konnte schon zu ihr von meiner Liebe sprechen, sie zum Gegenstand meines Lebens machen. Morgen! magisches Wort, die Nacht, in der uns gesagt wird, dass wir geliebt werden! Ihr Blick, der meinem begegnete, hatte nichts mehr vor mir zu verbergen; sie wurde zu meinem Gluck und Stolz verschonert werden.

Nie waren die Julidammerungen im Cauca so schon wie die von Maria, als sie sich mir am nachsten Tag vorstellte, kurz nachdem sie aus dem Bad gekommen war. Ihr schildpattfarbenes Haar war lose und halb gelockt, ihre Wangen hatten eine sanfte, verblasste Rosafarbe, die aber manchmal durch Erroten aufgehellt wurde, und auf ihren zartlichen Lippen spielte jenes keusche Lacheln, das bei Frauen wie Maria ein Gluck verrat, das sie nicht verbergen konnen. Ihr Blick, der jetzt mehr suss als strahlend war, verriet, dass ihr Schlaf nicht mehr so friedlich war, wie er gewesen war. Als ich mich ihr naherte, bemerkte ich auf ihrer Stirn ein anmutiges, kaum wahrnehmbares Zusammenziehen, eine Art gespielte Strenge, die sie mir gegenuber oft anwandte, wenn sie mir, nachdem sie mich mit dem ganzen Licht ihrer Schonheit geblendet hatte, das Schweigen auf die Lippen legte, um zu wiederholen, was sie so gut wusste.

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