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ЖАНРЫ

Lebens-Ansichten des Katers Murr / Житейские воззрения кота Мурра
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«So ist es mir, nahm der Geheimerat das Wort, aber ganz unbegreiflich, dass der Oheim Deiner Neigung nicht Freiheit liess, sondern Dich hineinzwang in eine andere Laufbahn. Soviel ich namlich weiss, ist Deine Kapellmeisterschaft eben nicht von lange her.«

«Und auch nicht weit her«, rief Meister Abraham lachend, und fuhr, indem er das Bildnis eines kleinen, wunderlich gebauten Mannes an die Wand warf, weiter fort.»Aber nun muss ich mich des wackern Oheims, den mancher verruchte Neffe den O weh Onkel nannte, weil er sich mit Vornamen Ottfried Wenzel schrieb, ja nun muss ich mich seiner annehmen, und der Welt versichern, dass wenn der Kapellmeister Johannes Kreisler es sich einfallen liess, Legationsrat zu sein und sich abzuqualen mit seiner innersten Natur ganz widrigen Dingen, niemand weniger daran schuld ist, als eben der O weh Onkel.«—»O still davon, Meister, sprach Kreisler, und nehmt mir dort den Oheim von der Wand, denn mocht' er auch wirklich lacherlich genug aussehen, so mag ich doch eben heute uber den Alten, der lange im Grabe ruht, nicht lachen!«—

«Ihr ubernehmt Euch heute ja ganz in geziemlicher Empfindsamkeit«, erwiderte der Meister; Kreisler achtete aber nicht darauf, sondern sprach, sich zum kleinen Geheimerat wendend:»Du wirst es bedauern, mich zum Schwatzen gebracht zu haben, da ich Dir, der vielleicht das Ausserordentliche erwartete, nur Gemeines, wie es sich tausendmal im Leben wiederholt, auftischen kann. – So ist es auch gewiss, dass es nicht Erziehungszwang, nicht besonderer Eigensinn des Schicksals, nein, dass es der gewohnlichste Lauf der Dinge war, der mich fortschob, so dass ich unwillkurlich dort hinkam, wo ich eben nicht hin wollte. Hast du nicht bemerkt, dass es in jeder Familie einen gibt, der sich, sei es durch besonderes Genie, oder durch das gluckliche Zusammentreffen gunstiger Ereignisse, zu einer gewissen Hohe hinaufschwang, und der nun, ein Heros, in der Mitte des Kreises steht, zu dem die lieben Verwandten demutig hinaufblicken, dessen gebietende Stimme vernommen wird in entscheidenden Spruchen, von denen keine Appellation moglich? – So ging es mit dem jungern Bruder meines Oheims, der dem musikalischen Familiennest entflohen war, und in der Residenz als geheimer Legationsrat, in der Nahe des Fursten, eine ziemlich wichtige Person vorstellte. Sein Emporsteigen hatte die Familie in eine staunende Bewunderung gesetzt, die nicht nachliess. Man nannte den Legationsrat mit feierlichem Ernst, und wenn es hiess: ›Der geheime Legationsrat hat geschrieben, der geheime Legationsrat hat das und das geaussert‹, so horchte alles in stummer Ehrfurcht auf. Dadurch schon seit meiner fruhesten Kindheit daran gewohnt, den Oheim in der Residenz als einen Mann anzusehen, der das hochste Ziel alles menschlichen Strebens erreicht, musste ich es naturlich finden, dass ich gar nichts anders tun konnte, als in seine Fusstapfen treten. Das Bildnis des vornehmen Oheims hing in dem Prunkzimmer, und keinen grossern Wunsch hegte ich, als so frisiert, so gekleidet umherzugehen, wie der Oheim auf dem Bilde. Diesen Wunsch gewahrte mein Erzieher, und ich muss wirklich, als zehnjahriger Knabe, anmutig genug ausgesehen haben, im himmelhoch frisierten Toupet, und kleinen zirkelrunden Haarbeutel, im zeisiggrunen Rock mit schmaler silberner Stickerei, seidenen Strumpfen und kleinem Degen. Dies kindische Streben ging tiefer ein, als ich alter worden, da, um mir Lust zur trockensten Wissenschaft einzuflossen, es genugte, mir zu sagen, dies Studium sei mir notig, damit ich, dem Oheim gleich, dereinst Legationsrat werden konne. Dass die Kunst, welche mein Inneres erfullte, mein eigentliches Streben, die wahre einzige Tendenz meines Lebens sein durfe, fiel mir um so weniger ein, als ich gewohnt war, von Musik, Malerei, Poesie, nicht anders reden zu horen, als von ganz angenehmen Dingen, die zur Erheiterung und Belustigung dienen konnten. Die Schnelle, mit der ich, ohne dass sich jemals auch nur ein einziges Hindernis offenbart hatte, durch mein erlangtes Wissen, und durch den Vorschub des Oheims in der Residenz, in der Laufbahn, die ich gewissermassen selbst gewahlt, vorwarts schritt, liess mir keinen Moment ubrig, mich umzuschauen, und die schiefe Richtung des Weges, den ich genommen, wahrzunehmen. Das Ziel war erreicht, umzukehren nicht mehr moglich, als in einem nicht geahnten Moment die Kunst sich rachte, der ich abtrunnig worden, als der Gedanke eines ganzen verlornen Lebens mich mit trostlosem Weh erfasste, als ich mich in Ketten geschlagen sah, die mir unzerbrechlich dunkten!«—

«Gluckselig, heilbringend also die Katastrophe«, rief der Geheimerat,»die Dich aus den Fesseln befreite!«

«Sage das nicht«, erwiderte Kreisler,»zu spat trat die Befreiung ein. Mir geht es, wie jenem Gefangenen, der, als er endlich befreit wurde, dem Getummel der Welt, ja dem Licht des Tages, so entwohnt war, dass er, nicht vermogend der goldnen Freiheit zu geniessen, sich wieder zurucksehnte in den Kerker.«

«Das ist«, nahm Meister Abraham das Wort,»nun eine von Euern konfusen Ideen, Johannes, mit denen Ihr Euch und andere plagt! – Geht! geht! – Immer hat es das Schicksal mit Euch gut gemeint, aber dass Ihr nun einmal nicht im gewohnlichen Trott bleiben konnt, dass Ihr rechts, links hinausspringt aus dem Wege, daran ist niemand schuld als Ihr selbst. Recht habt Ihr indessen wohl, dass, was Eure Knabenjahre betrifft, Euer Stern besonders waltete, und –

«

Zweiter Abschnitt

Lebenserfahrungen des Junglings

Auch ich war in Arkadien

(M. f. f.) —»Narrisch genug und zugleich ungemein merkwurdig war' es doch«, sprach eines Tages mein Meister zu sich selbst,»wenn der kleine graue Mann dort unter dem Ofen wirklich die Eigenschaften besitzen sollte, die der Professor ihm andichten will! – Hm! ich dachte, er konnte mich dann reich machen, mehr als mein unsichtbares Madchen es getan. Ich sperrt' ihn ein in einen Kaficht, er musste seine Kunste machen vor der Welt, die reichlichen Tribut dafur gern zahlen wurde. Ein wissenschaftlich gebildeter Kater will doch immer mehr sagen, als ein fruhreifer Junge, dem man die Exercitia eingetrichtert. Uberdem erspart' ich mir einen Schreiber! – Ich muss dem Dinge naher auf die Spur kommen!«

Ich gedachte, als ich des Meisters verfangliche Worte vernahm, der Warnung meiner unvergesslichen Mutter Mina, und wohl mich hutend, auch nur durch das geringste Zeichen zu verraten, dass ich den Meister verstanden, nahm ich mir fest vor, auf das sorgfaltigste meine Bildung zu verbergen. Ich las und schrieb daher nur des Nachts, und erkannte auch dabei mit Dank die Gute der Vorsehung, die meinem verachteten Geschlechte manchen Vorzug vor den zweibeinigen Geschopfen, die sich, Gott weiss warum, die Herren der Schopfung nennen, gegeben hat. Versichern kann ich namlich, dass ich bei meinen Studien weder des Lichtziehers noch des Olfabrikanten bedurfte, da der Phosphor meiner Augen hell leuchtet in der finstersten Nacht. Gewiss ist es daher auch, dass meine Werke erhaben sind uber den Vorwurf, der irgendeinem Schriftsteller aus der alten Welt gemacht wurde, dass namlich die Erzeugnisse seines Geistes nach der Lampe rochen. Doch innig uberzeugt von der hohen Vortrefflichkeit, mit der mich die Natur begabt hat, muss ich doch gestehen, dass alles hienieden gewisse Unvollkommenheiten in sich tragt, die wieder ein gewisses abhangiges Verhaltnis verraten. Von den leiblichen Dingen, die die Arzte nicht naturlich nennen, unerachtet sie mir eben recht naturlich dunken, will ich gar nicht reden, sondern nur rucksichts unseres psychischen Organismus bemerken, dass sich auch darin jene Abhangigkeit recht deutlich offenbaret. Ist es nicht ewig wahr, dass unsern Flug oft Bleigewichte hemmen, von denen wir nicht wissen, was sie sind, woher sie kommen, wer sie uns angehangt?

Doch besser und richtiger ist es wohl, wenn ich behaupte, dass alles Ubel vom bosen Beispiel herruhrt, und dass die Schwache unserer Natur lediglich darin liegt, dass wir dem bosen Beispiel zu folgen gezwungen sind. Uberzeugt bin ich auch, dass das menschliche Geschlecht recht eigentlich dazu bestimmt ist, dies bose Beispiel zu geben.

Bist du geliebter Katerjungling, der du dieses liesest, nicht einmal in deinem Leben in einen Zustand geraten, der, dir selbst unerklarlich, dir uberall die bittersten Vorwurfe und vielleicht auch – einige tuchtige Bisse deiner Kumpane zuzog? Du warst trage, zankisch, ungebardig, gefrassig, fandest an nichts Gefallen, warst immer da, wo du nicht sein solltest, fielst allen zur Last, kurz, warst ein ganz unausstehlicher Bursche! – Troste dich o Kater! Nicht aus deinem eigentlichen, tiefern Innern formte sich diese heillose Periode deines Lebens, nein, es war der Zoll, den du dem uber uns waltenden Prinzip dadurch darbrachtest, dass auch du dem bosen Beispiel der Menschen, die diesen vorubergehenden Zustand eingefuhrt haben, folgtest. Troste dich o Kater! denn auch mir ist es nicht besser ergangen!

Mitten in meinen Lukubrationen uberfiel mich eine Unlust – eine Unlust gleichsam der Ubersattigung von unverdaulichen Dingen, so dass ich ohne weiteres auf demselben Buch, worin ich gelesen, auf demselben Manuskript, woran ich geschrieben, mich zusammenkrummte und einschlief. Immer mehr und mehr nahm diese Tragheit zu, so dass ich zuletzt nicht mehr schreiben, nicht mehr lesen, nicht mehr springen, nicht mehr laufen, nicht mehr mit meinen Freunden im Keller, auf dem Dache, mich unterhalten mochte. Statt dessen fuhlte ich einen unwiderstehlichen Trieb, alles das zu tun, was dem Meister, was den Freunden nie angenehm sein, womit ich ihnen beschwerlich fallen musste. Was den Meister anlangt, so begnugte er, lange Zeit hindurch, sich damit, mich fortzujagen, wenn ich zu meiner Lagerstatte immer Platze erkor, wo er mich durchaus nicht leiden konnte, bis er endlich genotigt wurde, mich etwas zu prugeln. Immer wieder auf des Meisters Schreibtisch gesprungen, hatt' ich namlich so lange hin und her geschwanzelt, bis die Spitze meines Schweifes in das grosse Tintenfass geraten, mit der ich nun auf Boden und Kanapee die schonsten Malereien ausfuhrte. Das brachte den Meister, der keinen Sinn fur dieses Genre der Kunst zu haben schien, in Harnisch. Ich fluchtete auf den Hof; aber beinah noch schlimmer ging es mir dort. Ein grosser Kater von Ehrfurcht gebietendem Ansehen, hatte langst sein Missfallen uber mein Betragen geaussert; jetzt, da ich ihm freilich tolpischerweise einen guten Bissen, den er zu verzehren eben im Begriff, vor dem Maule wegschnappen wollte, gab er mir ohne Umstande eine solche Menge Ohrfeigen von beiden Seiten, dass ich ganz betaubt wurde und mir beide Ohren bluteten. – Irre ich nicht, so war der wurdige Herr mein Oheim, denn Minas Zuge strahlten aus seinem Antlitz, und die Familienahnlichkeit des Barts unleugbar. – Kurz, ich gestehe, dass ich mich in dieser Zeit in Unarten erschopfte, so dass der Meister sprach:»Ich weiss gar nicht, was dir ist, Murr! ich glaube am Ende, du bist jetzt in die Lummeljahre getreten!«Der Meister hatte recht, es war meine verhangnisvolle Lummelzeit, die ich uberstehen musste, nach dem bosen Beispiel der Menschen, die, wie gesagt, diesen heillosen Zustand, als durch ihre tiefste Natur bedingt, eingefuhrt haben. Lummeljahre nennen sie diese Periode, unerachtet mancher Zeit seines Lebens nicht herauskommt; unsereins kann nur von Lummelwochen reden, und ich meinerseits kam nun auf einmal heraus, mittels eines starken Rucks, der mir ein Bein oder ein paar Rippen hatte kosten konnen. Eigentlich sprang ich heraus aus den Lummelwochen auf vehemente Weise.

Ich muss sagen, wie sich das begab:

Auf dem Hofe der Wohnung meines Meisters stand eine inwendig reich ausgepolsterte Maschine auf vier Radern, wie ich nachher einsehen lernte, ein englischer Halbwagen. Nichts war in meiner damaligen Stimmung naturlicher, als dass mir die Lust ankam, mit Muhe hinauf zu klettern und hinein zu kriechen in diese Maschine. Ich fand die darin befindlichen Kissen so angenehm, so anlockend, dass ich nun die mehrste Zeit in den Polstern des Wagens verschlief, vertraumte.

Ein heftiger Stoss, dem ein Knattern, Klirren, Brausen, wirres Larmen folgte, weckte mich, als eben susse Bilder von Hasenbraten und dergleichen vor meiner Seele vorubergingen. Wer schildert meinen jahen Schreck, als ich wahrnahm, dass die ganze Maschine sich mit ohrbetaubendem Getose fortbewegte, mich hin und her schleudernd auf meinen Polstern. Die immer steigende und steigende Angst wurde Verzweiflung, ich wagte den entsetzlichen Sprung heraus aus der Maschine, ich horte das wiehernde Hohngelachter hollischer Damonen, ich horte ihre barbarischen Stimmen:»Katz – Katz, huz, huz!«hinter mir her kreischen, sinnlos rannte ich in voller Furie von dannen, Steine flogen mir nach, bis ich endlich hineingeriet in ein finsteres Gewolbe, und ohnmachtig niedersank.

Endlich war es mir, als hore ich hin und her gehen uber meinem Haupte, und schloss aus dem Schall der Tritte, da ich wohl schon Ahnliches erfahren, dass ich mich unter einer Treppe befinden musse. Es war dem so.

Als ich nun aber herausschlich, Himmel! da dehnten sich uberall unabsehbare Strassen vor mir aus, und eine Menge Menschen, von denen ich nicht einen einzigen kannte, wogte voruber. Kam noch hinzu, dass Wagen rasselten, Hunde laut bellten, ja, dass zuletzt eine ganze Schar, deren Waffen in der Sonne blitzten, die Strasse einengte; dass dicht bei mir einer urplotzlich so ganz erschrecklich auf eine grosse Trommel schlug, dass ich unwillkurlich drei Ellen hoch aufsprang, ja, so konnte es nicht fehlen, dass eine seltsame Angst meine Brust erfullte. Ich merkte nun wohl, dass ich mich in der Welt befand, in der Welt, die ich aus der Ferne von meinem Dache erblickt, oft nicht ohne Sehnsucht, ohne Neugierde, ja, mitten in dieser Welt stand ich nun, ein unerfahrner Fremdling. Behutsam spazierte ich dicht an den Hausern die Strasse entlang, und begegnete endlich ein paar Junglingen meines Geschlechts. Ich blieb stehen, ich versuchte ein Gesprach mit ihnen anzuknupfen, aber sie begnugten sich, mich mit funkelnden Augen anzuglotzen, und sprangen dann weiter.»Leichtsinnige Jugend

«dacht' ich,»du weisst nicht, wer es war, der dir in den Weg trat! – so gehen grosse Geister durch die Welt, unerkannt, unbeachtet. – Das ist das Los sterblicher Weisheit!«– Ich rechnete auf grossere Teilnahme bei den Menschen, sprang auf einen hervorragenden Kellerhals, und stiess manches frohliche, wie ich glaubte, anlockende Miau aus; aber kalt, ohne Teilnahme, kaum sich nach mir umblickend, gingen alle voruber. Endlich gewahrte ich einen hubschen, blondgelockten Knaben, der mich freundlich ansah, und, mit den Fingern schnalzend, rief:»Mies – Mies!«—»Schone Seele, du verstehst mich endlich!«dacht' ich, sprang herab, und nahte mich ihm freundlich schnurrend. Er fing mich an zu streicheln, aber indem ich glaubte, mich dem freundlichen Gemut ganz hingeben zu konnen, kniff er mich dermassen in den Schwanz, dass ich vor rasendem Schmerz aufschrie. Das eben schien dem tuckischen Bosewicht rechte Freude zu machen; denn er lachte laut, hielt mich fest, und versuchte das hollische Manover zu wiederholen. Da fasste mich der tiefste Ingrimm, von dem Gedanken der Rache durchflammt, grub ich meine Krallen tief in seine Hande, in sein Gesicht, so dass er aufkreischend mich fahren liess. Aber in dem Augenblick horte ich auch rufen:»– Tyras – Kartusch – hez hez!«– Und laut blaffend setzten zwei Hunde hinter mir her. – Ich rannte, bis mir der Atem verging, sie waren mir auf den Fersen – keine Rettung. – Blind vor Angst fuhr ich hinein in das Fenster eines Erdgeschosses, dass die Scheiben zusammenklirrten, und ein paar Blumentopfe, die auf der Fensterbank gestanden, krachend hineinfielen in das Stubchen. Erschrocken fuhr eine Frau, die an einem Tisch sitzend arbeitete, in die Hohe, rief dann:»Seht die abscheuliche Bestie«, ergriff einen Stock, und ging auf mich los. Aber meine zorngluhenden Augen, meine ausgestreckten Krallen, das Geheul der Verzweiflung, das ich ausstiess, hielten sie zuruck, so dass, wie es in jenem Trauerspiel heisst, der zum Schlagen aufgehobene Stock in der Luft gehemmt schien, und sie da stand, ein gemalter Wutrich, parteilos zwischen Kraft und Willen! – In dem Augenblick ging die Ture auf, schnellen Entschluss fassend, schlupfte ich dem eintretenden Mann zwischen den Beinen durch, und war so glucklich, mich aus dem Hause herauszufinden auf die Strasse.

Ganz erschopft, ganz entkraftigt, gelangte ich endlich zu einem einsamen Platzchen, wo ich mich ein wenig niederlassen konnte. Da fing aber der wutendste Hunger an, mich zu peinigen, und ich gedachte nun erst mit tiefem Schmerz des guten Meisters Abraham, von dem mich ein hartes Schicksal getrennt. Aber, wie ihn wiederfinden! – Ich blickte wehmutig umher, und als ich keine Moglichkeit sah, den Weg zur Ruckkehr zu erforschen, traten mir die blanken Tranen in die Augen.

Doch neue Hoffnung ging in mir auf, als ich an der Ecke der Strasse ein junges, freundliches Madchen wahrnahm, die vor einem kleinen Tische sass, vor dem die appetitlichsten Brote und Wurste lagen. Ich naherte mich langsam, sie lachelte mich an, und um mich ihr gleich als einen Jungling von guter Erziehung, von galanten Sitten darzustellen, machte ich einen hoheren, schoneren Katzenbuckel als jemals. Ihr Lacheln wurde lautes Lachen.»Endlich eine schone Seele, ein teilnehmendes Herz gefunden! – O Himmel, wie tut das wohl der wunden Brust!«So dachte ich, und langte mir eine von den Wursten herab, aber in demselben Nu schrie auch das Madchen laut auf, und hatte mich der Schlag, den sie mit einem derben Stuck Holz nach mir fuhrte, getroffen, in der Tat, weder die Wurst, die ich mir im Vertrauen auf die Loyalitat, auf die menschenfreundliche Tugend des Madchens, herabgelangt, noch irgendeine andere, hatte ich jemals mehr genossen. Meine letzte Kraft setzte ich daran, der Unholdin, die mich verfolgte, zu entrinnen. Das gelang mir, und ich erreichte endlich einen Platz, wo ich die Wurst in Ruhe verzehren konnte.

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